Ende 2013 werden mit Unterstützung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP, United Nations Environment Programme) Preise an vorbildhafte Aktivitäten für nachhaltige Entwicklung vergeben. Von der Initiave SEED (Supporting Entrepreneurs for Sustainable Development) werden klein- und mittelständische Unternehmen von einer internationalen Jury ausgewählt. Die Gewinner erhalten nicht nur ein Preisgeld von $US 5.000, sondern vor allem fachliche Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihres Unternehmenskonzepts.
Nach der Preisverleihung am Sitz der Vereinten Nationen in Nairobi (Kenia) haben Studenten der SRH-Hochschule Berlin im Studiengang „Business Administration Renewable Energy“ die Konzepte Sieger analysiert. Die Vergabe der Preise folgte 2013 der Leitlinie „Green Entrepreneurship: Local Solutions that Make a Difference“ (Grünes Unternehmertum: Lokale Lösungen machen den Unterschied aus). Die internationale Jury mußte aus 500 Bewerbungen aus 85 Ländern eine Entscheidung treffen.
Von den 35 Gewinnern kamen 20 aus Afrika (Äthiopien, Marokko, Mozambik, Namibia, Südafrika, Tansania and Uganda). Ihre Preise waren im Rahmen des längerfristigen Programms „Stimulating the Green Economy in Africa“von der EU gestiftet wurden.
Schwerpunkt: Biomasse und Solare Beleuchtung mit LED
Die Analyse der SRH-Hochschule ergab, daß die Hälfte der Sieger eine Unternehmensidee im Bereich der Erzeugung und Nutzung von Biomasse entwickelt hatte. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten dezentale Lösungen für die Beleuchtung auf der Basis von Photovoltaik und LED-Lampen. Die Vereinten Nationen betrachten die Möglichkeit durch eine Lichtquelle vor allem Kindern auch nach Einbruch der Dunkelheit das Lesen zu ermöglichen als entscheidende Unterstützung beim Zugang zu Bildung.
Bei den Biomasse-Unternehmen geht es häufig um eine effizientere Nutzung vorhandener Brennstoffe oder die Erschließung von bisher ungenutzten Abfällen. Damit kann die Vegetation geschont und die Abholzung verringert werden. „5 Star Stoves“ hat einen Pyrolyse-Kocher entwickelt, der in der Gemeinde hergestellt und über ein Franchising-System vertrieben wird. Der Herd der „Sustaintech India Pvt. Ltd“ kommt mit 40% weniger Brennholz aus und vermeidet die Luftverschmutzung in der Küche.
Die „Awamu Biomass Energy Ltd.“ vertreibt in Uganda ihren Herd, der außer zum Kochen auch zur Herstellung von Holzkohle verwendet wird. Diese kann als Brennstoff in der Stadt verkauft werden. Ebenfalls in Uganda beschäftigt die von Frauen geführte „Busia Waste to Energy-Eco-briquette Production“ mit der Herstellung von Brennstoff aus sortierten Abfällen von Haushalten. Die „The Duncan Village Secondary Recycling Cooperative“ erfaßt in Südafrika die organischen Abfälle und veredelt sich durch Wurmkonpostierung und die Erzeugung von Biogas als Energieträger. Der dabei erzeugte Dünger wird im Unternehmen für den Anbau von Bio-Lebensmitteln zurm Verkauf eingesetzt.
In Äthiopien produziert und verkauft die „Gogle Energy Saving Stoves“ selbstentwickelte Kochherde aus Stahl und liefert dafür monatlich 5 t Holzkohle-Briketts aus Reststoffen. Die Vermarktung soll auch auf das benachbarte Somialia ausgedehnt werden. Auch die „GRS Commodities Ltd“ in Uganda hat sich der Verwertung von Abfällen gewidmet. Die Biogasanlage nutzt unter anderem auch die Wasserhyazinthe, die im Viktoria-See zur Unkrautplage geworden ist, und erzeugt Strom für den Eigenbedarf der Bewohren der Ssese-Inseln.
Brennholzsparende und umweltfreundliche Kocher vetreibt „Solar Serve“ in Vietnam, insbesondere einen Solar-Kocher, der völlig emissionsfrei arbeitet.
In Kolumbien hat „PROVOKAME“ eine orginelle Lösung zum Abfallproblem gefunden. Aus Pflanzenfasern und Recyclingpapier werden Pappteller hergestellt, deren Besonderheit die eingearbeiteten Samen sind. Die weggeworfenen Pappteller zersetzen sich innerhalb von sechs Wochen und die Samen entwickeln sich zu Tomaten und nutzbaren Kräuter. Die Pappteller werden in Heimarbeit ausschließlich von Frauen in Dörfern in der Umgebung von Cali hergestellt, die sich damit ein Zusatzeinkommen von bis $US 3.000 pro Jahr verschaffen können.
In der selben Branche arbeitet die „Tambul Leaf Plates“ in Indien, die Teller aus den herabfallenden Zweigen der Betelnusspalme (Areca catechu) herstellt. Diese stellen eine Alternative zun Einwegtellern aus Kunststoff dar.
LED-Lampen in die Dörfer
Clevere Modelle zur Nutzung der unschlagbaren Vorteile von LED-Lampen in Regionen ohne Zugang zu einem Stromnetz wurde bei einer Reihe von Preisträgern honoriert. In Uganda schult „Nuru Energy“ sogenannte VLEs (village-level micro-entrepreneurs), die LED-Lampen als Ersatz für Kerosin-Lampen vertreiben und die gegen kleines Entgelt mit einem fußbetriebenen Generator 5 Lampen in 20 min aufladen. Eine Nuru Light NL1 brennt 28 Stunden und muß nur etwa alle Woche nachgeladen werden.
Die LED-Lampen, Radios und Handy-Ladegeräte von „NABIDI Power“ in Südafrika sind energiesparend und reparaturfreundlich. Die Gehäuse bestehen aus einem Kunststoff, der auf der Basis von Zuckerrohr hergestellt wird, die Akkus sind bleifrei. Die Produkte werden über Kirchen und Dorfgemeinschaften vertrieben.
Das System von „KARIBU Solar Power “ in Tansania besteht aus einer LED-Lampe mit integriertem Ladegerät für das Handy. Sie kann mit einem Solar-Panel aufgeladen werden, das über eine „rent-by-charge“-Konzept finanziert werden kann.
Preise für Land- und Forstwirtschaft und Frauenförderung
Eine Reihe von Preisen wurde an Unternehmen vergeben, die nicht direkt mit der Energieversorgung zu tun haben. Mobiltelefone statt Computer nutzt „moWoza“ zur Verfolgung von Lieferungen. Gastarbeiter, die ihrer Familie aus dem Ausland etwas zukommen lassen wollen, können so verfolgen, ob die bestellte und vorausbezahlte Wahre ihren Empfänger erreicht. An den Stränden von Peru sammelt „Life Out Of Plastic – L.O.O.P.“ die Plastikflaschen ein und verarbeitet sie zu Textilien. Mit schwarzen Plastikrohren macht „MRDP Sunwater“ in Südafrika heißes Wasser und „Muthi Futhi“ bewahrt die traditionellen Arzneipflanzen in KwaZulu-Natal durch den Anbau und Vertrieb von Rohstoffen, aber auch von fertigen Arzneimitteln.
Ziele der United Nations Environment Programme
Die Auswahl der Preisträger gibt eine Orientierung, welche Arten von nachhaltigem Unternehmertum förderungswürdig erscheinen. In vielen Fällen sind die Frauen selbst die Initiatorinnen oder Frauen können dadurch unabhängiger werden, weil sie ein Einkommen erzielen können. Es sind kleine Unternehmen, die mit lokal verfügbaren Materialien arbeiten. Sie nutzen Abfallstoffe, die bisher entweder nicht beachtet wurden oder ein Problem darstellen (Plastik, Wasserhyazinthe).
Die Bereitstellung relativ kleiner Mengen an Energie zur Befriedigung der elementarsten Bedürfnisse (Kochen, Licht, Kommunikation) spielt eine große Rolle, wobei diese Energie dezentral aus lokalen Quellen (Biomasse, Sonne, Wasser) gedeckt werden kann. Allein die Tatsache, daß die meisten Unternehmen eine eigene Web-Site deutet darauf hin, daß sie in den globalen Informationsfluß eingebunden sind und Bescheid wissen, welche Innovationen weltweit verfügbar sind und an die eigenen Bedürfnisse angepaßt werden könne.
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