Der Reichsschleppdienst auf unseren Wasserstraßen

Die Aufgabe des „Reichsschleppdiensts“ besteht bekanntlich darin, die Schleppzüge auf freien Kanalstrecken mit etwa 7 km Stundengeschwindigkeit durchzuziehen. Beim alten „Staatlichen Schleppbetrieb“ befuhr man die westdeutschen Kanäle mit Schleppern von 2 m Tiefgang nur mit 4 km Stundengeschwindigkeit und zwar unter Verwendung von Maschinen mit etwa 150 PSi. Nur wenige dieser Maschinen waren Verbrennungsmotore.

Der Staatliche Schleppbetrieb ist nunmehr an den Reichsschleppbetrieb übergegangen der meist mit Motorschleppern arbeitet. Anfangs glaubte man wenn man den Betrieb wirtschaftlich gestalten wollte an den einzelnen Schleppern recht viele Kähne anhängen zu müssen. Man wollte sogar die Fahrgeschwindigkeit in diesem Falle noch verringern. Heute ist man jedoch anderer Ansicht denn die Erfahrungen haben gelehrt daß ein Schleppbetrieb nur dann wirtschaftlich ist wenn er mit höchstmöglicher Fahrgeschwindigkeit durchgeführt wird.

Man verwendet des halb heute Antriebsmaschinen im Schlepper bis zu 270 PS Leistung. Da nun die bekannten Harpen-Schlepper mit Deutzanlagen günstige Ergebnisse ergeben haben und wir mit Rücksicht auf unsere Devisenwirtschaft so viel wie möglich von der Verwendung flüssiger Treibstoffe absehen müssen entschloß man sich Gasschlepper für den Transport einzusetzen die mit heimischen Kohlen-Rohstoffen arbeiten.

Ganz besonders war es eine rheinische Schiffswerft die sich mit aller Energie für den Bau solcher Fahrzeuge ein setzte. Es wurden neue Bauentwürfe geschaffen. Bei den ausgeführten Schleppversuchen ergab sich auch Gelegenheit die Schlepperwiderstände und die dafür nötigen Schlepperleistungen genauest festzulegen. Es bestätigte sich bei diesen Versuchen daß die in Aussicht genommenen 1000 T.-Kähne des Mittellandkanals die Sympherkähne in Schleppzügen mit Schleppern von 250 PSc Leistung eine Geschwindigkeit bis zu 7 km in der Stunde zu er reichen vermögen.

Die ersten drei dieser neuen Gasschlepper D 411, D 412 und D 413 kamen im Jahre 1937 in Betrieb
laufen noch heute ohne jede Beanstandung. Dann wurden noch weitere neun Schlepper D 414 – D 422 gebaut die anstatt der früheren Längsbunker jetzt Querbunkerer hielten. Zur Gaserzeugung benutzt man Anthrazit.

Der Sechszylinder-Motor verarbeitet gereinigtes Gas und wird mit allen Nebenanlagen von Ruderhaus aus bedient.

D ie Leistungsfähigkeit dieser neuen Gasschlepper ist vorzüglich. Sie betrug auf dem Mittellandkanal mit einem 250 PS-Deutz-Gasmotor und 7 km Stundengeschwindigkeit 3200 kg. Deutz baute nunmehr einen weiteren Gasmaschincnsatz von 250 PS Leistung der mit Braunkohlenschwelkoks betrieben wird. Bereits seit einigen Monaten befahren auch diese Schlepper den Mittellandkanal mit nur gutem Erfolge.

In der Geschichte des Hafens Salzgitter-Beddingen, der an einem Stichkanal des Mittellandkanals gebaut wurde, heißt es unter anderem:

Für die Durchführung der betrieblichen Aufgaben des Schleppbetriebshafens waren nach Auffassung des Schleppamtes Hannover folgende Betriebsanlagen und Werkhochbauten notwendig:
– eine Bekohlungsanlage (für die Bedienung des Verkehrs der Reichswerke waren zunächst die mit Braunkohlenschwelkoks fahrenden Gasschlepper vorgesehen; der Braunkohlenschwelkoks konnte mit verhältnismäßig kurzer Vorfracht auf dem Eisenbahnwege dem Schleppbetriebshafen zugeführt werden. Zum 1. Mai 1940 sollte der Übergabebahnhof für die Reichswerke, östlich der Straße Beddingen Geitelde, fertiggestellt sein. Von hier aus sollte eine Verbindungsmöglichkeit zur Bunkeranlage des Schleppereibetriebshafens geschaffen werden),

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*