Motortreibmittel, Gasförmige Kraftstoffe.

Sie können für Fahrzeugmotoren naturgemäß nur schwer Bedeutung finden. Versuche, Zündermotoren (Vergasermotoren) für Gasöl dadurch betriebsfähig zu machen, daß in Stahlflaschen mitgeführtes oder aus Calciumcarbid entwickeltes Acetylen gleichsam als Initialzünder benutzt wurde, konnten nur in Kriegs- und Inflationszeit vorübergehende Bedeutung gewinnen. Aussichtsvoller sind die zähen Versuche von Bronn, Methan (Bd. VI, 706, TU, 533) und andere Restgase der Wasserstoffgewinnung aus Koksofengas (im Wege der Kälteverflüssigung) in komprimiertem Zustande für den Betrieb regelmäßiger Kraftfahrlinien zu benutzen.

Methan gibt sehr saubere Verbrennung und läßt wirtschaftlich vorteilhafte hohe Verdichtungsverhältnisse zu. Auch Kraftwagen, die mit komprimiertem Leuchtgas betrieben werden, sind in Paris seit einigen Jahren in Benutzung (Ztschr. kompr. flüss. Gase 28, 89 [1929/30]).

Die Schwierigkeit bei der Verwendung verdichteter Gase im Fahrzeugmotor liegt im hohen Gewicht der Druckflaschen und im entsprechend geringen Aktionsradius.

Eine besondere Bedeutung vermochte der Gasbetrieb mit (durch Cracken von Öl hergestelltem) Blaugas (s. Ölgas) oder bei der Benzinsynthese gewonnenen Leunagas beim ZEPPELIN-Betrieb zu gewinnen. Es besteht beim Luftschiffbetrieb  die Schwierigkeit, daß nach Maßgabe des Kraftstoffverbrauches das Luftschiff leichter wird, — eine Schwierigkeit, der man nur unvollkommen durch Kondensation von Verbrennungswasser aus dem Motorabgas bzw. unwirtschaftlich durch Ablassen
von Tragwasserstoff gerecht zu werden vermochte. Demgegenüber bedeutet es einen erheblichen, inzwischen durch die Erfahrung bewährten Fortschritt, große Ballonets mit dem genannten Brenngas vom ungefähren spez. Gew. der Luft zu füllen und als sauber verbrennenden und weitgehend kompressionsfesten Motorkraftstoff zu verwenden. Da der vom Brenngas eingenommene Raum entsprechend dem Verbrauch durch Luft auf der anderen Seite der Ballonetwand ersetzt wird, tritt durch den Verbrauch keine wesentliche Änderung des Luftschiffgewichtes ein.

Für ortsfeste Motoren finden gasförmige Kraftstoffe in großem Umfange Verwendung. Genannt seien Leuchtgas, Koksofengas (Bd. VI, 705), Ölgas, Erdgas (Bd. IV, 481), Crackgas, welche sämtlich in ihrem Verbrennungscharakter dem Benzin ähnlich sind. Die Gase haben einen Heizwert von etwa 5000 Kcal je 1 m³.

Wichtig ist für die Kraftzentralen der Hochofenwerke ,(Bd. IV, 242), welches neben Stickstoff fast nur Kohlenoxyd enthält und infolgedessen bei hoher Verdichtung trotz der Wärmearmut der Gase (etwa 1000 Kcal je 1 m³) zu günstigen Wirkungsgraden führt.

Besondere Bedeutung hat auch der Betrieb von Motoren mit Generatorgas Bd. VI, 788). Wegen seines großen Stickstoffgehaltes ist es mit etwa 1200 Kcal, je 1 m³ ziemlich energiearm. Die Hauptschwierigkeit beim Sauggasbetrieb ist die Reinigung
der Gase von Teer, Flugstaub und Wassernebel. Früher war im Kleingewerbe der Sauggasbetrieb sehr verbreitet. Heute ist er zugunsten des Dieselmotors und besonders des Elektromotors sehr zurückgegangen. Der Sauggasbetrieb ist vielfältig
auch für Kraftfahrzeuge entwickelt worden (z. B. von Pintsch, Berlin, und für Ommnibusbetrieb von der Aboag, Berlin, neuerdings besonders von französischen Firmen für Kolonialzwecke, über letztere s. Delanche, Genie Civil 90, 1 [1927] sowie das Referat von Auclair, Transact. Fuel Confer., London 1928, II, 858).

Trotzdem der Sauggasbetrieb vermöge der Billigkeit der Kraftstoffe außerordentlich niedrige Betriebskosten gestattet, hat er sich noch nicht einführen können, weil die erforderlichen Anlagen schwer und geräumig sind, weil die Betriebssicherheit bei nicht besonders fachkundiger Bedienung zu wünschen übrig läßt und weil für rasche Betriebsbereitschaft die zusätzliche Anordnung einer Benzineinrichtung nicht zu entbehren ist

Verhältnismäßig am günstigsten gestaltet sich der Sauggasbetrieb mit künstlich aus Holzkohle, Braunkohlengrude oder Torfkoks hergestellten porösen Kohlenbriketts (künstlicher Holzkohle, Carbonite, 0,9-1 spez. Gew., 8000 Kcal/kg.), weil mit diesem Kraftstoff die Befüllung leichter und gleichmäßiger ist, er vermöge seiner Porosität gut und gleichmäßig glimmt, teerfreies Gas liefert und nur verhältnismäßig wenig und gutartige Asche, aber keine Schlacke ergibt.

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