In der Weiterführung des ENGHACO-Projekts war Dipl.-Ing. Thomas Pfeiffer von der SRH Hochschule Berlin Ende 2021 nach Ghana gereist. Die versprochene Verkohlungsanlage war fertig geworden und sollte in Betrieb genommen werden.
In der Nähe des Dorfes Asamang unweit von Kumasi war ein Stück Land zur Verfügung gestellt worden, in dem mit der Verkohlung von Resten aus der Landwirtschaft, speziell den Schalen der Kakaofrucht (Cocoa Pod Husk) angefangen werden sollte.
In der urwüchsigen Natur war von einheimischen Experten eine Anlage erstellt worden, die nicht nur Biokohle erzeugen konnte, sondern auch die vollständige Verbrennung der Kakaoschalen übernehmen konnte. Die Asche ist reich an Kalium und die gewonnene Pottasche (Kaliumcarbonat) wird in Ghana zur handwerklichen Herstellung von Seife (mit Kokosöl) gebraucht.
Es ergab sich auch die Möglichkeit eine andere Einrichtung zu besuchen, in der die Verkohlung in semi-industriellem Maßstab betrieben wurde. Direkt am Meer, in der Nähe des Resorts Ankobra-Beach in der Nähe von Axim wird Bambus verarbeitet und gibt neben Kohle auch einen Essig, der wie Holzessig in der Landwirtschaft eingesetzt werden kann.
Aus diesem Kontakt ergab sich eine fruchbare Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen deNatura, das die Vermarktung der Bambusextrakts als „Superfood für die Pflanzen“ übernommen hat.
Versuche mit Bambus in Asamang
Auch in Asamang wurde der überall sprießende Bambus als Rohmaterial genommen, denn die schnellwachsende Pflanze kann dazu beitragen den Druck auf die Wälder durch Einschlagen von Holz als Brennstoff und Rohmaterial für Holzkohle zu vermindern. Das ist in allen afrikanischen Ländern ein Problem. Die bisherige Stragie, die Holzkohle durch „moderne Brennstoffe“ ersetzen zu wollen, war nicht erfolgreich. In vielen Fällen handelt es sich um fossile Energieträger, vor allem Flüssiggas, die oft importiert werden müssen.
Hier bietet sich Bambus als Alternative an. Er wächst viel schneller als Holz und kann entweder als CO2-neutraler Energieträger eingesetzt werden oder die Kohle kann als Bodenverbesserungsmittel (Stichwort: Terra Preta) genutzt werden.
Hinzu kommt die Möglichkeit den Bambusextrakt als Pflanzenschutzmittel zu verwenden.
In der Verkohlungsanlage wurde der Bambus mit viel Handarbeit aufgeschichtet, wobei Dipl.-Ing. Pfeiffer selbst Hand angelegt hat.
Er hatte auch den Auftrag, die Mitarbeiter in Ghana in die Technik einzuweisen und ihnen zu ermöglichen, die Verkohlung gewinnbringend zu betreiben.
Verantwortlich für den Betrieb ist Richard Gyasi, der bisher mehr im Bereich Photovoltaik tätig war und dazu auch eine Ausbildung in Berlin gemacht hat.
Weil er mit den lokalen Gegebenheiten vertraut ist und sich mit der Elektrik auskennt, war er von unschätzbarem Wert bei der Optimierung der Verkohlung und fand sich rasch in das für ihn fremde Gebiet der Biomasse ein.
Da der frische Bambus sehr feucht ist und die regelmäßigen Regenschauer das Trocknen nicht gerade unterstützen, wurde au dem Gelände eine solare Trocknung installiert. Ein Lüfter vom Autoschrott wird von einer kleinen Solaranlage angetrieben und trocknet unter einem Foliendach in der tropischen Sonne den Bambus.
Das war der erste Schritt zur Verschmelzung verschiedener Formen von Erneuerbarer Energie in einem Projekt. Zum Ablöschen und raschen Herunterkühlen der Holzkohle wird Wasserbenötigt, das aus einem nahegelegen Bach entnommen werden kann. Ein kleine Solarpumpe fördert das Wasser in einen Hochbehälter auf dem Gelände.
In mehrtägiger Arbeit gelang es eine Fuhre Bambuskohle herzustellen und auch die Produktion von Pottasche verlief erfolgreich. Nun geht es darum auf grundlage der gesammelten Daten ein Geschäftsmodell zu entwickeln.
Der Bambus von Ankobra
Der zweite wichtige Termin in Ghana war die Besichtigung der Bambusverkohlung in Ankobra. Auf dem Ankobra-Fluß, der fast 200 km ziemlich gerade aus dem Norden ans Meer führt, wird Bambus ziemlich umweltfreundlich in Form von großen Flößen antransportiert. Kurz vor der Mündung in den nahe Axim in den Golf von Guinea findet die Verkohlung mit einer relativ einfachen Anlage statt.
Es handelt sich um eine modifizierte Version der bekannten Adam-Retorte, die speziell für Entwicklungsländer konzipiert wurde. Sie kann mit lokal verfügbaren Materialien gebaut werden.
In Ankobra wurden drei solcher Retorten nebeneinander gebaut. Sie werden mit Abfallholz angeheizt.
Es gibt ein pfiffiges System zum Be- und Entladen der Bambus-Abschnitte. Diese werden in einem Metallkorb vorbereitet und mit einem Flaschenzug in die heiße Retorte eingefahren. Dazu muß, wie bei der Entnahme, die Abdeckung aus Blech nur kurze Zeit geöffnet werden, so daß nur wenig von der Hitze verloren geht.
Andere Verkohlungsanlagen, wie auch die in Asamang, müssen mühsam on Hand gefüllt, dann stundenlang aufgeheizt werden und brauchen ebensolange zum Abkühlen, bis die Kohle – wieder von Hand – entnommen werden kann.
Die zweite Besonderheit in Ankobra ist die Gewinnung von Bambus-Essig durch Abkühlung der Pyrolysegase. In dicken Rohren kühlt das Gas soweit ab, daß die kondensierbaren Anteile als wässrige Flüssigkeit herausfließen.
Im Laufe der Zeit haben sich mehrere 1.000 l dieser Flüssigkeit angesammelt und können verkauft werden.
Das dritte Produkt, das verwertet werden kann, ist das eigentliche Pyrolysegas. Es kann als Brennstoff genutzt werden, aber noch besser ist es, wenn es in einem Gasmotor genutzt wird. Mit einem Generator kann man Strom erzeugen. Daran wird noch gearbeitet.
Ergebnis der Reise
Alles in allem war Thomas Pfeiffer höchst zufrieden mit der Ausbeute der Reise nach Ghana.
Vor allem hat er frische Kakaofrüchte im Reisegepäck unterbringen können, die sofort im Labor untersucht wurden. Es gab die seltene Gelegenheit die unfermentierten Kakaobohnen (Nibs) zu verkosten und zu untersuchen. Die Schalen wurden auf ihren Wassergehalt untersucht und pyrolyisiert.
Antworten