Von den deutschen Medien ist bisher nur die »taz« am 6. Dezember 2018 auf das Thema eingestiegen. Unter dem etwas bombastischen Titel »Allheilmittel für Böden und Klima? Pflanzenkohle als Retter« wird darauf hingewiesen, dass der Weltklimarat die Pyrolyse von Pflanzen zu Kohle als aussichtsreiche Technologie betrachte, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen.
Neben den bekannten Techniken, wie Aufforstungen, Renaturierung von Wäldern und Landgebieten wird vom IPCC auch die Verbrennung von Biomasse in industriellen Prozessen mit anschließender Abscheidung und Speicherung ihres dabei entstehenden CO2 (BECCS) genannt. Das wir mit einer Erhöhung des Kohlenstoffgehalts in Böden kombiniert, was als ja als »Biochar« und »Terra Preta«schon lange bekannt ist und von vielen engagierten Menschen, Organisationen und Unternehmen weltweit praktiziert wird.
Es entstünden »Co-benefits« wie »erhöhte Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit und lokale Ernährungssicherheit« hebt der IPCC. unter Berufung auf Studien, die die Geisenheimer Ökologin Claudia Kammann, der Potsdamer Klimaforscher Wolfgang Lucht mit seiner Kollegin Constanze Werner sowie Hans-Peter Schmidt vom Schweizer Ithaka-Institut und anderen erstellt hätten.
Speichern der flüssigen Pyrolyseprodukte
Neu ist der Vorschlag, auch die flüssigen Pyrolyseprodukte zur Kohlenstoff-Speicherung zu verwenden. Bisher wurden die Bioöle und der Teer bei Biomasse-Pyrolyse und -Vergasung eher als lästig betrachtet. Man hat versucht sie durch Gestaltung der Reaktionsbedingungen zu vermeiden oder in der Pyrolyse-Anlage zu verbrennen. Nun sollen sie in alten Erdöl-Lagerstätten gespeichert werden.
Es wird Constanze Werner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung zitiert, die PyCCS insgesamt für eine „vielversprechende Methode“ hält. Pflanzenkohle habe in der Klimaforschung bislang noch nicht die Berücksichtigung gefunden, die sie verdiene, aber das werde sich wohl bald ändern.
Es sei »eine der wenigen Techniken, die man auch schon kurzfristig anwenden kann« hat sie gesagt.
Leserbriefe voll erschreckendem Unwissen
Die Reaktionen von Lesern zeigen teilweise ein krasses Unwissen über Pyrolyse. So wird behauptet Ein alter Kauz:
Die Herstellung von Holzkohle an sich braucht viel Energie. Soweit ich weiß, war die zu großen Teilen durch Köhlerei bedingte Entwaldung vor einigen Jahrhunderten der Grund, warum man irgendwann auf den Abbau fossiler Brennstoffe für den Bedarf der aufstrebenden Industrie umgestiegen ist. Es wurde viel, viel mehr Holz verbraucht, um die Meiler erst mal in Gang zu bringen, als man dann am Ende in Form von Holzkohle noch hatte.
und ein anderer (Tom Farmer) meint
Jedes Kilogramm Biomasse, welches heute zu Biokohle (Energieaufwand!) verabreitet wird fehlt auf der energetischen Seite (statt dessen muss weiter fossil Energie erzeugt werden! Denn wir haben keineswegs einen Energieüberschuss in DE für diese Techniken) oder es fehlt dann im Boden als Phosphat oder Humus (vgl. eigener TAZ-Bericht von gestern).
während Ericb wieder ein ganz anderes Problem zu sehen glaubt.
Das Problem ist die dazu notwendige Energie. Auch wenn die Verkohlung energieautark ist, müssen Bäume angepflanzt, Straßen gebaut und muss Biomasse bewegt werden. Dies verringert die fossile Energie, die für andere Zwecke zur Verfügung steht und senkt damit Produktivität und Lebensstandard.
Und bei Sonntagssegler hat sich das Vorurteil der energiefressenden Pyrolyse festgesetzt.
Nicht nur, das Pyrolyse extrem viel Energie benötigt, die von außen kommen muss, weil man die Pflanzen ja eben nicht verbrennt, (wo soll die bitte herkommen – ohne CO2 ?)
Zum Teil werden die wenig sachkundigen Einwände von anderen Lesern richtig gestellt. Die schlichte Tatsache, das riesige Mengen Biomasse als landwirtschaftliche Reststoffe nutzlos verrrotten ist anscheinend weder bei den Klimaforschern, noch bei den Lesern der taz angekommen. Denn sonst würden nicht »Bäume« ins Spiel gebracht, zu denen gerade die Deutschen ein ausgesprochen emotionales Verhältnis haben. Der gezielte »Anbau von Biomasse« kann die Gemüter nicht wirklich beruhigen, weil immer das Bild der »Maisplantagen«für Biogas oder die Plantagen für Palmöl im Kopf sind.
Man wird sehen, ob andere Medien das Thema aufgreifen und was die Diskussion dort ergibt.
Eine deutsche Darstellung des Konzepts wurde im »ithaka Journal für Terroirwein und Biodiversität« unter dem Titel Klimapositive Landwirtschaft von Hans-Peter Schmidt und Claudia Kammann veröffentlicht.
Eine englische Kurzfassung des Konzepts wurde von »the Biochar Journal« veröffentlicht, wo es auch die folgende Grafik gibt. Dort sind die Links zu weiterführender Literatur.
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