Der Ethnologe Felix Riedel aus Marburg, der sich hauptsächlich mit „Hexereivorstellungen und Hexenjagden, Esoterik und Neo-Spiritismus“ (laut seiner Web-Site) beschäftigt, hat mit der Arroganz des Geisteswissenschaftler in einen Beitrag auf seinem Blog nichtidentisches.de Terra preta als humoses Glücksversprechen bezeichnet.
Für ihn ist es „im Prinzip ein ordinärer Humus, der mit Holzkohle angereichert wird“ und er unterstellt, dass sich jede vermeintliche Verbesserung (Ökorevolution) nur zum Schlechten wende. Hier müssen wieder die Palmöl-Plantagen und die Orang-Utans als Beispiel dafür herhalten, wohin es führt.
Aber eigentlich sei das Ganze ja nichts Besonderes. Warum es dann nicht früher entdeckt und die ganze Zeit von den Landwirten praktiziert wurde, lässt er offen.
Dann schlägt er den Bogen zur Verwendung der Holzkohle, speziell in Afrika, als Brennstoff im Haushalt. Der unsachgemässe und teils mit krimineller Energie betriebene Missbrauch ist bekannt. Wir haben über die Finanzierung der Al-Shabaab-Miliz in Somalia (Die dunkle Seite der Holzkohle) berichtet.
Riedel bemüht den gängigen Mythos, dass einst ganz Afrika von naturbelassenen Urwäldern bedeckt gewesen sei und beklagt das Verschwinden der Schimpansen in der Elfenbeinküste. Dabei übersieht er wie die meisten, denen das Verschwinden des tropischen Regenwald zu Herzen geht, dass der Hauptgrund die Gewinnung von edlen Tropenhölzern als Rohmaterial war und ist. Allenfalls die Reste (Zweige, Baumkronen) werden als Nebenprodukt in den Sägewerken zu Holzkohle verarbeitet, wenn sie nicht einfach verbrannt werden oder verrotten.
Für die Holzkohleproduktion werden vorzugsweise trockene, allenfalls armdicke und unregelmässig gewachsene Äste genommen, die eher als Totholz anzusprechen sind. Viele der Bäume, die als Rohmaterial für Holzkohle dienen, wachsen im Laufe einger Jahre wieder nach. Dicke Stämme aus hartem Tropenholz sind mit einfachen Werkzeugen schwer zu zerkleinern. Solange sich der Bedarf in Grenzen hält oder – wie neuerdings mehr und mehr praktiziert – eine nachhaltige Form der Bewirtschaftung und bessere Verfahren zur Verkohlung angewandt werden, ist Holzkohle ein preiswerter und ökologisch unproblematischer Biobrennstoff.
Die Kohle für Terra preta ist der Feinanteil, der nicht als Brennstoff geeignet ist und in den meisten Fällen einfach liegenbleibt.
Ebenso bleibt unberücksichtigt, dass es in Afrika und Asien grosse Fortschritte bei der Nutzbarmachung von anderen pflanzlichen Reststoffen gibt. Beispielsweise lassen sich Reishüllen (Rice Husk) kaum landwirtschaftlich verwerten und verrotten in grossen Haufen. Mit der Pyrolyse-Technik kann man damit Biokohle und Energie im Rahmen einer Dorfgemeinschaft produzieren.
Aber Felix Riedel ist durchtränkt vom Kulturpessimismus. Es können keinen Fortschritt geben, der sich nicht früher oder später als schädlich erweise. Das unterstellt er auch der Terra preta. Seine Behauptung „Ein neues Auto zu kaufen und Holzkohle im Garten zu vergraben ist attraktiver als einen Wald zu pflanzen, den man niemals zu Gesicht bekommt“ zeigt, dass er sich offensichtlich nicht mit den Motiven der Menschen beschäftigt hat, die von Anfang an die Terra-preta-Szene prägen.
In den USA und in Grossbritannien wird Biokohle sogar erfolgreich beim Pflanzen von Jungbäumen eingesetzt und in Stockholm hat man gute Erfahrungen bei Strassenbäumen gemacht, die mit Biokohle um die Wurzeln besser mit dem Stress in der Grossstadt klarkommen.
Es hat sich dann eine längere Diskussion entwickelt, an der sich auch einige bekannte Namen aus der Terra-preta-Szene beteiligt haben.
Felix Riedel ist kaum zu überzeugen. Auf den Hinweis von Marko Heckel zu einem Beitrag über Effektive Mikroorganismen (http://bewusst.tv/2011/07 – Link nicht mehr verfügbar, jetzt hier) antwortet er nur:
Hallo Marko, ein skeptisches danke für den Beitrag. Die Website ist eines der üblichen pseudowissenschaftlichen Organe an denen die Esoterik sich belebt. Das übliche Kombinat aus Verschwörungstheorie und handfest in Magie umgeschlagenen Positivismus.
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