Handwörterbuch der Technischen Waren

Werkstoffe

Handwörterbuch der Technischen Waren und ihrer Bestanteile

unter Mitwirkung zahlreicher Fachwissenschaftlicher Mitarbeiter

Herausgegeben von Prof. Dr. Paul Krais

Zweiter Band, 1921 Leipzig, Verlag von Ambrosius Barth

Holz, Autor M. Kleinstück

Quelle: archive.org Seite 228

Bei erhöhter Temperatur entweicht zunächst das Wasser. Die erste Abspaltung von Gasen beobachtet man bei 165, von Zersetzungswasser bei 180, von brennbarem Gas bei 280, den ersten Teer bei 300°C 30). Geschieht die Einwirkung hoherer Temperaturen auf Holz unter AusschluB der Luft, so spricht man von
der ,,trockenen Destination des Holzes“ 31),

Wie Klason gezeigt hat, ist die Holzdestillation eine exotherme Reaktion, die neben Gasen wäßrige und teerige Destillate liefert, wahrend als Rückstand Holzkohle hinterbleibt.

Der wäßrige Anteil besteht in der Hauptsache aus Essigsäure, Methylalkohol (Holzgeist) und Azeton. Hartholzer geben hohere Ausbeuten an Essigsäure als weiche, wie folgende Obersicht zeigt:

 

Gewichtsprozente von
Produkte Kiefer Fichte Birke Buche
Essigsäure 3,5 3,2 7,1 6,0
Methylalkohol 0,88 0,96 1,6 2,1
Azeton 0,18 0,20 0,19 0,20

Die Menge der Holzkohle wechselt in weiten Grenzen. Die Ausbeute ist um so hoher, je langsamer die Destillation geleitet wird. (Siehe Harper, Destination der Holzabfalle, Seite 8 und die weiter unten zitierte Abhandlung von Klason.)

Der Holzteer ist ein kompliziert zusammengesetztes Gemisch und enthalt u. a. Kohlenwasserstoffe wie Benzol, Toluol, Xylol, Naphtalin, ferner Phenol, Kresole, Xylenole, Brenzkatechin, Guajakol, Terpene, Aldehyde wie Furfurol und Propionaldehyd.

Der wäßrige Anteil des Destillates enthält aufßer den oben genannten Stoffen noch Propion-, Butter- und Valeriansaure, ferner Dimethylazetat, Allylalkohol, Methylathylketon, Pyridin u. a. m.

Eine umfangreiche, klassische Untersuchung, zugleich den Versuch einer Theorie der Holzdestillation verdanken wirKlason 32). Die Gasverhaitnisse bei der Holzverkohlung berucksichtigt eine Arbeit
von Juon 33).

über Holzdestillation mit überhitztem Wasserdampf berichten Buttner und Wislicenus 34). Eine neue Methode strebt Weißbein an, indem er die trockene Destillation in einem beliebig hoch zu erhitzenden Gase vornimmt 35). Es sollen dabei sehr reine Produkte erzielt werden und die Ausbeute an Essigsäure dreimal
so hoch sein.

Eine Geschichte der Holzdestillation gibt 0. Vogel in verschiedenen Abhandlungen 36).

 

Literatur, allgemein

Thenius, Die Meiler- und Retortenverkohlung. Wien u. Leipzig 1912.

Harper, Die Destillation industrieller und forstwissenschaftlicher Holzabfalle. Deutsch von R. Linde. Berlin 1909.

M. Klar, Technologic der Holzverkohlung Berlin 1910.

Denz, Die Holzverkohlung und der Köhlereibetrieb. Wien 1910.

Thenius, Das Holz und seine Destillationsprodukte. Wien u. Leipzig 1896.

Ober Holzverkohlung siehe auch: Loreys Handbuch II, S. 594616.

Bersch, Die Verwertung des Holzes auf chemischem Wege. Wien, 2. Aufl. 1893.

Literatur, speziell

29) Dingl. Journal 276, 411

30) Journal für Gasbeleuchtung, 49, 627

31) Z. El. Chem.18, 660

32) J. prakt. Chem. II, 90, 413

33) Stahl und Eisen 27, 733

34) J. prakt. Chemie. II, 79, 177

35) Z. angew. Chemie 1899, 153

36)  Chem. Zeitung 31, 1025, 32, 561 und 1210, 33, 1297

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