Geyer (Voitsberg) über schwefelhaltigen Steinkohle zur Düngung der Kleefelder und Wiesen

Über die Benützung der schwefelhaltigen Steinkohle zur Düngung der Kleefelder und Wiesen

Verhandlungen und Aufsätze, Herausgegeben on der k.k. Landwirthschafts-Gesellschaft der Steyermark, Grätz, 1833, Seite 290 – 292

In Leuchs Düngerlehre wurde die Schwefelkohle als vorzügliches Düngemittel auf Klee und andere Futtergewächse allen übrigen mineralischen Düngermitteln als: Gips, Mergel, Steinkohleasche und dergl. mehr vorgezogen

In Schlesien ist die Oppelsdorfer Steinkohle (von Leuchs Schwefelkohle genannt) schon viele Jahre in Anwendung, und die Landwirte haben durch wiederholte Versuche erfahren, dass sie den Wachstum des Klees und anderer Futtergewächse befördert.

Die Landwirte dieser Gegend erbauen durch diese Düngung weit mehr Futter als ehemals und vermehren ihren Viehstand dund erzeugen mehr Statlldünger.
Vor mehreren Jahren wurden auf der gräflich Franz Hartig’schen Herrschaft Wartenberg mit den Oppelsdorfer Steinkohlen, mit Steinkohleasche und mit Gips zur Düngung des Klees vergleichende Versuche gemacht, deren Resultate folgende waren:

1/2 Joch Kleefeld ohne Düngung ergab 14 Ctr. 82 Pf Klee, dasselbe mit Oppelsdorfer Schwefelkohle gedüngt trug 42 Ctr. 93 1/3 Pf. Klee und mit Steinkohleasche gedüngt 34 Ctr. 17 3/4 Pf. Klee und mit einem Ctr. Gips gedüngt 18 Ctr. 75 Pf. Klee. Die schwefelhaltige Steinkohle bewirkte einen größeren Futterertrag als die Steinkohleasche und Gips, wobei noch zu bemerken ist, daß ersterer Dünger 5 bis 6 Jahre anhält, während der Gips und die Steinkohleasche nach 2 bis 3 Jahren keine Wirkung mehr zeigen.

Diese Resultage veranlaßten mich mit meinen Steinkohlen zu Oberndorf Versuche anzustellen, von denen jene, welche als Feuerungsmaterial weniger taugen, zur Düngung als die vorzüglichsten sich zeigten. Ich ließ nämlich im Monat Jänner 1829 auf 1/2 Joch moosigem Wiesengrund, als noch der Schnee lag, 1/2 Startin gepulverte schwefelhaltige Steinkohlen streuen, und bemerkte im Frühjahr, dass auf diesen STellen junger Klee häufiger hervorgekommen und die anderen Futterpflanzen üppiger emporgewachsen waren. Noch auffallender zeigte sich das Resultat, als ein anderes Stück dieser Wiese im Flächeninhalte von 1/4 Joch, welches vorher durch gezogene Wassergräben trocken gelegt worden war, mit 4 Startin Schwefelsteinkohle im Monat März bestreut wurde, im Monat April, wo die Vegetation auf der Wiese noch schlummerte sah man schon von der Ferne den gedüngten Fleck mit einem lebhaften Grün bekleidet und später stand dort das Gras viel üppiger und dichter.

Zu einem anderen Versuche laugte ich die an der Luft zerfallenen Steinkohlen vorher aus und goß die Lauge über gebrannten und an der Luft zerfallenen Kalk, der ein dicker Brei wurde. Sobald dieser ausgetrocknet war, ließ ich ihn zerreiben und auf die Wiese streuen. Die Wirkung davon war ebenfalls auffallend, indem besonder die Gräser sehr dunkelgrün, dichter und höher wuchsen als anderswo. Dies liess mich vermuten, daß eine Oberndorfer Steinkohle und die Oppelsdorfer ähnlich sei.

Um hierin Gewissheit zu erhalten, brachte ich Exeplare von der Oberndorfer Steinkohle Herrn Professor Anker vom Joanneum in Grätz, welche sie mit der Oppelsdorfer verglich und fand, daß sie gleichfalls Gips, schwefelsaures Eisen und Ton, und zwar in noch größerem Verhältnis als die Oppelsdorfer enthält, mit welche sie auch die Eigenschaft, an der Luft zu zerfallen, gemein hat.

Nach Leuchs soll die schwefelhaltige Steinkohle durch starke Anziehung des Sauerstoffs aus der Luft und dem Wasser das üppige Wachstum der Kleearten, der Erbsen, Wicken, des Kopfkohls (Krauts), des Flachses und dergl. mehr bewirken und in dieser Hinsicht dem Gips weit vorzuziehen sein. Woei jedoch bemerkt werden muß, dass der Stalldünger nicht mehr beseitigt werden dar, denn auf einem damit gedüngten Acker wirkt die Schwefelkohle uso kräftiger, als auf einem ungedüngten Acker.

Das es in der Steiermark so viele Stinkohlewerke gibt, wo derlei Steinkohlen zu wohlfeilen Preisen zu haben sind, so würde es mich freuen, wenn Landwirte in der Nähe solcher Steinkohlewerke Versuche mit Steinkohlen-Dünger anstellen und eben so günstige Resultate erhalten.

Ich werde die gemachten Versuche fortsetzten und bin dazu bereit, den Landwirten, welche mein Beispiel zur Nachahmung reizt, zu diesem Behufe die nötigen Steinkohlen unentgeltlich überlassen.

Oberndorf am 14. Juni 1831

Aloys Geyer, Ausschuss der Filiale Voitsberg.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*