Quelle: Zur Geschichte der Holz- und Aktivkohlefabrik in Brilon-Wald (1880 – 1995), Mirbach, S 26,27, 12. Februar 1999
Theophil Reichert (28. 11. 1887 – 11. 03. 1983) wurde in Uttwil/Schweiz geboren, zog aber schon 1890 mit seinen Eltern nach Tur- ga Bisztra bei Uschgorod in den Waldkarpaten, die damals zu Ungarn, zwischen den beiden Weltkriegen zur heutigen Slowakei gehörten und heute in der Ukraine liegen. Dort wurde sein Vater zum Leiter einer Holzverkohlungsanlage ernannt, die einem Konzern gehörte, aus dem sich später die HIAG entwickelte.
Theophil Reichert studierte in Berlin und Stuttgart, war aber zwischendurch immer wieder längere Zeit in verschiedene Verkohlungswerken im damaligen ÖsterreichUngarn beschäftigt. Am 01. 10. 1912 trat er als Ingenieur in die Zentrale der Hiag-Werke in Konstanz ein. Im November 1925 wurde er in das Hiag-Werk Brilon-Wald versetzt, dessen Leitung er Ende 1932 übernahm.
Reichert hat im Jahre 1932 durch geschickte Argumentation beim Degussa-Vorstand (ich habe seine Ausführungen vor Jahren gelesen und noch nicht vergessen) und durch Abschluß besonders günstiger HolzLieferverträge mit der Stadt Brilon die Schließung des Werkes verhindert. Die Nachkriegsjahre hat das Werk nur überstanden, weil hier die von ihm konstruierten Großraumretorten standen und außerdem deshalb Platz in den Gebäuden frei geworden war, der für den Ausbau der Aktivkohleproduktion benötigt wurde, die ja erst während seiner Zeit als Betriebs- und Werksleiter hier entstanden war.
Ich bin der Meinung, daß er – wenn er seine segensreiche Tätigkeit nach dem Krieg hätte weiterführen dürfen – es geschafft hätte, hier seinen Wunschtraum zu verwirklichen: den Bau einer kontinuierlich arbeitenden Verkohlungsretorte. Dies hätte die Situation in Brilon-Wald so sehr verbessert, daß die Degussa das Werk nicht verkauft, sondern völlig saniert hätte. Daß die Sanierung alter Werke sinnvoll sein kann, zeigt unser früheres Schwesterwerk in Amsberg-Bruchhausen, das heute sehr erfolgreich arbeitet.