Reichert, Th. Bericht 1923 – 1945

Holz- und Aktivkohlefabrik von Brilon-Wald

Werkschronik für die Zeit ab Januar 1923, verfaßt von Theophil Reichert am 19. März 1947 (Quelle: Heimatschutzverein Brilon-Wald e.V.)

Inhaltsverzeichnis

  • I. Leitung des Werkes
  • II Entwicklung und Forschung wäh­rend der letzten 25 Jahre
  • 1. Brikettbetrieb
  • 2. Verkohlungsanlage
  • a) Alte Verkohlung
  • b) Neue Verkohlung
  • 3. Grießbetrieb
  • 4. Aktivkohleanlagen
  • 5. Elektrische Stromversorgung
  • 6. Gasgeneratorenanlage
  • 7. Veresterungsanlage
  • 8. Extraktionsversuche Dr. Gorhan
  • 9. Essigsäureextraktion
  • 10. Wasserrecht und Wasserversorgung
  • 11. Freizeitfhaus und Werkskantine
  • 12. Siedlungswesen
  • 13. Anschlußgleis
  • 14. Werkseinzäunung
  • 15. Laboratoriumsausbau
  • 16. Holzbeschaffung und Anfuhr
  • 17. Verlagerungen von Frankfurt
  • 18. Holzkohlenherd zur Holzkohlenabsatz­förderung
  • 19. Durchgeführte Forschungsarbeiten und Versuche
  • 20. Weitere Ausbauplanungen
  • 21. Ausländer- und Werksbesuche
  • III. Kriegsauswirkungen

I. Leitung des Werkes

Bis 13. 12. 1932 war Herr Gottlieb Jenrich Werksleiter. Vom 14. 12. 1932 bis 23. 07. 1925 (wohl 1945) leitete der Unterzeichnete, Theophil Reichert, das Werk, in dem er seit 24. 11. 1925 als Be­triebsleiter tätig war. Nach der Internierung Reicherts infolge Denunzierung, er sei Gestapo­-Mitglied und habe die Ausländer mißhandeln lassen, wurde die Werksleitung kommissarisch bis 01. 09. 1946 Herrn Dr. Hanns Schnürle übertragen. Seit dieser Zeit leitet Herr Dr. Her­mann Deneke das Werk.

II. Entwicklung und Forschung wäh­rend der letzten 25 Jahre

Das unter kaufmännischer Leitung stehende Werk wurde bis dahin, wie früher schon als Zweigstelle von Bruchhausen der Hüstener Gewerkschaft, recht stiefmütterlich behandelt. Außer Holzkohle und Holzkohlenbriketts als Fertigfabrikate wurden nur essigsaurer Kalk, Rohholzgeist und Holzteer als Halbfabrikate an Schwesterwerke ausgeliefert. Der Holzdurch­satz in den achtzig 1 fm-Retorten betrug mo­natlich zwischen 3000 – 3600 fm. Die Produkti­on an Holzkohlenbriketts bewegte sich jährlich um 300 – 350 t Preßkohlen, 600 – 700 t Dalli-briketts, 200 – 250 t Koksern, 35 – 40 Walzenbriketts und einigen Tonnen Wagenwärmern (Saisonbetrieb).

Sowohl die Brikettanlage als auch die Ver­kohlung waren veraltet und arbeiteten sowohl mechanisch als auch wärmetechnisch sehr un­wirtschaftlich.

Etappenweise wurde bereits 1926 mit den Re­konstruktionen, soweit hierfür Mittel zur Verfü­gung gestellt wurden, begonnen und im Laufe der Jahre die Fabrikation von Holzkohlengrieß, Aktivkohlen (Industrie-, Gasmasken-, Elemen­te- und Medizinalkohlen) und konzentrierter Essigsäure aufgenommen.

Wegen Holzmangel einerseits und überho­lungsbedürftiger Verkohlung andererseits kann die Verkohlungskapazität (bis 5000 ftn monat­lich bei lufttrockenem Holz) derzeit nicht er­reicht werden. Ebenso kann die Kapazität der Brikettierungsanlage wegen Mangel an Roh­material, Stromeinschränkungsmaßnahmen und Brennmaterialmangel längst nicht ausgenutzt werden. Dasselbe gilt für die Aktivkohleanlagen und den Grießbetrieb.

Die Beschaffung von ausreichend Holz stößt insofern auf Schwierigkeiten, abgesehen von den derzeit unmöglichen Verhältnissen, weil auch die Nachbarwerke Oeventrop, Bruchhau­sen, Bodenfelde und Züschen aus Brilon be­nachbarten Revieren versorgt werden müssen. Im Folgenden wird auf die einzelnen Betriebe, Forschungsarbeiten, Siedlungswesen und Son­stiges näher eingegangen.

1. Brikettbetrieb

Der Aufwand an Arbeitskräften an den 6 klei­nen Pressen und den Glühöfen mit Glühbüch­senmanipulation war auf die Dauer untragbar, abgesehen von dem hohen Verschleiß und der wärmeunökonomischen Arbeitsweise. Die Brikettrocknung wurde mit Frischdampf durch Heizrippenrohre in 7 Kanälen durchgeführt, wobei fast täglich Kanalbrände entstanden. An­fang Februar 1926 durchgeführte Versuche er­gaben, daß die Trocknung mit Feuerungsab­gasen ohne weiteres möglich ist, zumindest der noch zu glühenden Briketts. Während sich die Dampfkosten auf rd. RM 2.– je 100 kg Briketts beliefen, war dies mit Abgasen aus einem Teerofen für RM 0.80 je 100 kg möglich, bei Verwendung der Abgase aus den Glühöfen ent­sprechend billiger. Ersparnis demnach mindestens RM 1.20 je 100 kg Briketts. Bereits im Juni 1926 wurde der erste Trockenkanal mit Feue­rungsabgasen in Betrieb genommen und an­schließend weitere 4 Kanäle umgebaut. 2 Trockenkanäle, an deren Stelle die neue Pressenan­lage errichtet wurde, konnten entbehrt und ab­getragen werden. Kanalbrände kamen nicht mehr vor. 2 von den 5 Kanälen wurden im De­zember 1934 mit einem Abas-Lufterhitzer aus­gerüstet zum Trocknen von Preßkohlen, die nicht nachgeglüht werden und deshalb nicht mit Ofenabgasen getrocknet werden dürfen.

Im Frühjahr 1926 wurde bei der Firma Maschi­nenfabrik R. Wolff, Magdeburg-Buckau, eine Hochleistungspresse mit auswechselbaren For­men bestellt. Zwecks Umbau wurde der Bri­kettbetrieb am 7. August 1926 abgestellt und konnte die Neuanlage bereits am 27. Oktober 1926 mit einer Presse in Betrieb genommen werden. Am 8. November 1928 wurde eine zweite gleiche Presse mit einer erreichbaren Tagesleistung von 10 t in Betrieb genommen. Damit wurden große Lohnerspamisse erzielt, neben Einsparung an Stromkosten.

Inzwischen reifte der Gedanke einer Vereinfa­chung im Glühofenbetrieb. Am 15. Dezember 1930 wurde ein Hordenwagen-Glühversuchsofen im Freien aufgestellt bzw. in Betrieb genommen, der sich glänzend bewährte und noch jahrelang mitbetrieben werden konnte. In ähnlicher Ausführung wurden durch die Fir­men Ruppmann, Stuttgart, und Klönne, Dort­mund, fünf Kammeröfen erstellt, wovon der erste Kammerglühofen bereits am 13. August 1931 in Betrieb genommen wurde. Während früher pro Schicht 10-15 Mann vor den Glühö­fen beschäftigt wurden, bewältigten nach dem Umbau 2-3 Mann pro Schicht die Glühmani­pulation; in dreischichtigem Betrieb demnach eine gewaltige Lohnerspamis.

Vor Erstellung der Pressen und Glühöfen wur­den die verschiedenen Neben- und Anbauten, Einzeldächer über den alten Glühöfen usw. ent­fernt und geeignete Räume für den Pressenbe­trieb, die Glühofenhalle, die Abpack- bzw. Lagerräume, sowie ein Wellblechschuppen über der Hoppecke im Anschlußgleis errichtet.

Mit Abgabe des Brikettvertriebes durch die DGG in Dresden (Deutsche Glühstoff-­Gesellschaft, Dresden) an die HVSt.1 Ende Januar 1937 mußte das Abpacken der Briketts in Wellpappkartons und Kisten durch das Werk übernommen werden. Diese Manipulation wurde innerhalb des Werkes verlegt, um die Transport- und sonstigen Kosten in die ehema­ligen DGG-Räume, die inmitten des Holzplat­zes liegen, einzusparen. Die DGG-Räume wa­ren als Werksbesitz an die DGG vermietet und standen nun zur anderweitigen Verwendung zur Verfügung.

2. Verkohlungsanlage

a) Alte Verkohlung

Die in den Jahren 1926/27 durchgeführten vie­len Verkohlungsversuche in den 1-fm-Retorten führten dazu, die Verkohlungsöfen auf Gashei­zung umzubauen. Am 19. Mai 1928 wurde der erste Ofen umgebaut und in Betrieb genommen. Anfang 1930 waren alle 40 Öfen (80 Retorten) auf Gasfeuerung umgestellt. Ende September 1928 wurden 3 neue Skrubber zur Gaswaschung in Betrieb genommen, zwecks besserer Gewinnung der Holzgeistprodukte. 1927/28 wurde das Dach der Holzkohlenkühlhalle in erhöhter Form erneuert und die Hängebahn durch die Firma Pohlig montiert. Hierdurch entfiel das Abdich­ten der Holzkohlen-Kühlkästen mit Lehm. Weil auch das Lehmabdichten der 80 Retortentüren durch eingelegte Asbestfaserdichtung in die Tümuten eingefiührt wurde und im Glühofen­betrieb in gleicher Weise vorgegangen wurde, entfiel der waggonweise Lehmbezug von aus­wärts ganz.

In den Jahren 1930 bis Ende 1932 mußte die Verkohlung häufig wegen Absatzmangel an Holzkohle stillgelegt werden. Allein vom 10. Juli 1930 bis 7. April 1931 stand die Ver­kohlung wegen des schlechten Geschäftsganges 9 Monate still und weil das Werk Brilon-Wald angeblich nicht mit hinreichend Holz versorgt werden könne, beabsichtigte der Vorstand, das Werk Brilon-Wald gänzlich stillzulegen. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, daß die Holzversorgung des Werkes eher als für jedes andere Werk sichergestellt werden kann.

b) Neue Verkohlung

Am 13. Juli 1932 machte der Unterzeichnete einen Vorschlag über ein neues Verkohlungs­verfahren mit Umwälzgasheizung. Ein am 9. August 1932 durchgeführter Versuch in einer schräg aufgestellten 3.6 m langen Retorte mit 1.8 m Durchmesser führte zu einem vielver­sprechenden Ergebnis, so daß eingehende wei­tere Versuche in der ca. 3 ftn fassenden Retorte durchgefuhrt wurden. Ende Dezember 1932 wurde die diskontinuierliche Retorte für 40 fm mit Innenbeheizung projektiert und bestellt. Bereits Anfang Mai 1933 konnte mit den Ver­suchen in der 40-fm-Retorte begonnen werden. Mitte November 1933 wurde der Ausbau von zwei Retorten beschlossen. Am 30. Juli 1934 wurde der Betrieb mit zwei 40-fm-Retorten aufgenommen und viele weitere Versuche durchgeführt. Am 18. März 1935 wurden weite­re vier Retorten genehmigt und konnte ab 19. November 1935 die volle Anlage mit sechs sogenannten Reichert-Retorten betrieben werden. Über weitere Forschungsarbeiten in der Ver­kohlung wird unter 19) berichtet. Hier sei noch erwähnt, daß vom 30. August bis 17. September 1936 Verkohlungsversuche mit 10 Waggons französischem Holz (6 Chargen) durchgeführt wurden, die so befriedigend für die Firma Lam- biotte verliefen, daß die Franzosen sich ent­schlossen, nach wiederholten Aussprachen in Belgien in Marbehan eine kontinuierliche Retorte zu erstellen. Im Herbst 1941 wurde diese Retorte in Betrieb genommen, die alle Erwar­tungen übertrifft. Geringe Anlagekosten, hohe Kapazität, gute Ausbeuten und in wärmetechni­scher Hinsicht autark. Bereits im Dezember 1942 wurde angeregt, in Brilon-Wald eine kon­tinuierliche Retorte imd eine Holztrockenanlage zu erstellen, weil die 40 fm-Anlage durch die vielen Versuche, Herstellung von hochkohlen­stoffhaltigen Kohlen für die Schwefelkohlen­stoffindustrie und Pulverfabriken usw. stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach neueren Plänen kann eine einfachere und zweckmäßigere kontinuierliche Retorte erstellt werden. Die kont. Retorte eröffnet günstige Perspektiven für die kont. Aufarbeitung der anfallenden Schwel­gase. Nur bei Ausnutzung dieses Vorteils ist in Zukunft eine Rentabilität gewährleistet.

3. Grießbetrieb

Durch die Steigerung des Holzkohlengrieß­-Absatzes und Bedarf für den A-Kohle-Betrieb wurde auch in Brilon-Wald die Grießproduktion aufgenommen. Am 10. Juli 1931 wurde die erste Plansichteranlage für Holzkohlensortierung nach eingehenden Versuchen bei der Miag, Braunschweig, in Betrieb genommen. Die Lei­stung und bessere Grießqualität des Plansichters übertrifft die bis dahin verwendeten rotierenden Sortiertrommeln. Zur Unterbringung der Grieß­anlage wurde die Holzkohlenlagerhalle in nörd­licher Richtung erweitert, unter Zukauf des er­forderlichen Geländes von der Reichsbahn. Als Lagerschuppen wurde am Nordende des Fa­brikgeländes im Anschlußgleis ein Wellblechschuppen erstellt.

4. Aktivkohleanlagen

Da der Verein für chemische Industrie in Ratibor einen Aktivkohlebetrieb besaß und damit ein gewisser Holzkohlenumsatz gewährleistet war, suchte auch die Hiag nach einem solchen Absatzgebiet. Wir bemühten uns um die Er­richtung der Aktivkohleanlage in Brilon-Wald. Am 23. Juli 1928 wurde ein kleiner 4- kammeriger Schachtofen (Didier-Ofen) in Be­trieb genommen (Beheizung erfolgte zunächst mit Holzgas aus der Verkohlung). In Zusam­menarbeit mit dem Herrn Begerow wurde am 20. November 1929 ein rotierender Begerow- Ofen in Betrieb gesetzt und dann auf 3 Öfen erweitert.

Der Didier-Ofen, der unwirtschaftlicher arbei­tete, bei schlechterer A-Kohle-Qualität, wurde am 24. Februar 1932 stillgelegt und später ab­getragen.

Nachdem die Neue Verkohlung 1934 zunächst auf zwei 40-fm-Retorten ausgebaut wurde, konnte eine alte Verkohlungshalle ausge­schlachtet und für andere Zwecke freigemacht werden. Bereits am 27. April 1934 wurde der Jüterboger Drehofen D im jetzigen sogenannten Glaserbau in Betrieb genommen und wurde damit die A-Kohle-Produktion wesentlich ge­steigert. Ende Januar 1938 wurde dieser Ofen auf Gleichstrombeheizung umgestellt.

Durch einen Großbrand wurde am Südende des Werkes ein großer A-Kohle-Lagerschuppen (aus Holz) vernichtet. Hierfür wurde 1939 ein massiver Lagerschuppen an derselben Stelle errichtet.

Da die Nachfrage nach Aktivkohle immer grö­ßer wurde, schritt man an die Erstellung eines zweiten großen Drehofens, der am 4. Oktober 1940 in Betrieb genommen werden konnte. Aber auch hiermit konnte die Produktion nicht hinreichend gesteigert werden und vor allen Dingen waren die Pressling- und Schwelanlage längst nicht mehr den Anforderungen gewach­sen. Im November 1940 wurden Erweiterungs­pläne eingereicht und mit dem Ausbau des Glaserbaues begonnen. Der Hallenemeuerungsbau mit Presslingbetrieb und den erforderlichen Einrichtungen wurden trotz der erschwerten Kriegsverhältnisse derart betrieben, daß bereits Ende Mai 1941 der A-Kohle-Betrieb im Glaser­bau dem Betrieb übergeben werden konnte. Anfang Juni 1943 wurde ein dritter Drehofen bestellt, der am 21. Juni 1944 insbesondere zur Herstellung von Elementekohle in Betrieb ge­nommen wurde. (Bedauerlicherweise wurde unser zweistöckiges Glaserbau-Projekt wegen der hohen Baukosten nicht bewilligt. Für das Werk Brilon-Wald wäre der projektierte Aus­bau bei der geringen Einlagerungsmöglichkeit äußerst vorteilhaft gewesen.)

Während des Krieges stieg die Nachfrage nach Medizinalkohle. Anfang Juni 1941 wurde eiligst und notdürftig der Granulatpressen-, Trocknungs- und Abpackbetrieb in einem Bri­kett-Wellblechlagerschuppen über der Hoppecke eingerichtet, wo er heute noch – trotz Provi­sorium – betrieben wird. Bereits Ende Juni 1944 war in Aussicht genommen, im Werk Brilon­-Wald einen Aktivkohle-Versuchsbetrieb mit Laboratorium für ca. RM 120 000.- an der Stelle auszubauen, wo zurzeit noch die Begerowöfen stehen.

5. Elektrische Stromversorgung

Für den Ausbau der Brikettierungsanlage mit erhöhter Kapazität, die in Angriff genommene A-Kohle-Produktion und sonstige Planungen und Mechanisierung des Betriebes reichte die Stromversorgung längst nicht mehr aus. Im Jah­re 1929 wurde mit dem damaligen EVBB (jetzt VEW) ein neuer verbilligter Stromlieferungs­vertrag abgeschlossen, nach dem uns die Er­stellung einer Gasmaschine zugestanden wurde, die nur dann in Betrieb genommen werden dürfte, wenn für die beiden Wasserturbinen kein Wasser zur Verfügung stand. Bei Ausbleiben des Überlandstromes durften entweder die bei­den Turbinen oder die Gasmaschine für die Notbetriebe, wie z. B. die Gasgeneratoren, Strom erzeugen. Nach dem Vertrag ging die alte Trafo-Station außerhalb des Werkes in den Be­sitz des EVBB über, während dieser sich ver­pflichtete, die Hochspannungsringleitung durch das Werk zu führen. Wir errichteten neben der elektrischen Zentrale einen Raum für die etwa 100-PS-Gasmaschine mit darüber befindlicher Trafo-Station. Am 21. August 1929 wurde die neue Trafo-Station, die später weiter ausgebaut wurde, und am 22. August 1929 die 2- Zylindergasmaschine in Betrieb genommen. Um dem Vertrag zu genügen und den Blind­stromverbrauch herabzusetzen, wurde am 2. November 1929 2 Phasenschieberkondensato­ren angeschlossen.

In neuerer Zeit, und zwar 1946, wurde eine zweite 1-Zylindergasmaschine vom Werk Zü­schen übernommen und in Betrieb gesetzt.

6. Gasgeneratorenanlage

Wie unter 2 a) ausgeführt, wurde die alte Ver­kohlung ab Mai 1928 allmählich auf Gashei­zung umgestellt. Da eine Gaserzeugungsanlage nicht vorhanden war, wurden die ersten Retor­tenöfen mit Holzgas geheizt. Ende Januar 1928 wurde die Gasgeneratorenanlage genehmigt und bestellt. Bereits am 14. September 1928 wurde der erste Gasgenerator und am 3. Oktober 1928 der zweite Generator in Betrieb genommen. Zwecks Vermeidung von Abwasserschwierig­keiten wurde für diese Anlage ein Wasserrück­kühlturm errichtet.

7. Veresterungsanlage

Am 25. Mai 1926 wurde mit der Erhöhung und Erweiterung des leer stehenden Gebäudes (jet­zige Ex-Anlage) begonnen. Bis zum 6. März 1927 war die Veresterungsanlage betriebsfertig montiert und in Betrieb genommen. Um die kupfernen Essigblasen gegen die Schwefelsäure zu schützen, wurden diese bis zum 6. Dezember 1926 innen säurefest ausgeplättelt. Da dieselben Anlagen in den Schwesterwerken nicht voll ausgenutzt waren und wegen der Abwasserschwierigkeiten wurde die Anlage nach weni­gen Monaten wieder stillgelegt, ausgeschlachtet und die Apparaturen den übrigen Schwester­werken zur Verfügung gestellt.

8. Extraktionsversuche Dr. Gorhan

Anstelle der Veresterungsanlage sollte im Werk eine Essigsäure-Extraktionsanlage nach dem Gorhan-Verfahren ausprobiert und eingerichtet werden. Hierzu eignete sich besonders gut der unter 7) beschriebene Veresterungsbau. Es wur­de in Anwesenheit von Herrn Dr. Gorhan vom 16. Januar bis 7. Februar 1928 die Einrichtung projektiert und soweit als möglich beschafft und Ende Februar 1928 mit der Apparatemontage begonnen. Bereits am 9. März 1928 konnte mit den ersten Versuchen begonnen werden. Wenn auch viele Schwierigkeiten zu überwinden wa­ren, so konnte dennoch am 31. Mai 1928 die Anlage englischen Interessenten vorgeführt werden. Die Versuche erstreckten sich bis Ende März 1930, weil immer wieder neue, schwer zu beschaffende und kostspielige Apparaturen be­schafft werden mußten. Da zwischenzeitlich das einfachere Essigätherverfahren anderwärts weiter entwickelt wurde, kam das Gorhan-Verfahren für die Essigsäureextrahierung nicht mehr infrage.

Die Durchführung der Gorhan-Versuche war jedoch insofern wertvoll, als sich hieraus das Hiag-Alkoholentwässerungsverfahren entwickelte, das der Konzern in allen Erdteilen vor­teilhaft einführen konnte. Es kann wohl mit Recht behauptet werden, daß das Spiritus­-Entwässerungsverfahren hier aus der Wiege gehoben wurde.

9. Essigsäureextraktion

Jahrelang setzten wir uns dafür ein, anstelle der veralteten Holzkalkaufbereitung das Essigsäu­reextraktionsverfahren zur Aufstellung zu brin­gen. Mitte Januar 1937 wurde mit der Projektie­rung begonnen unter der Bedingung, daß die Holzkalkaufbereitungsanlage betriebsfertig erhalten blieb. Wenige Jahre später wurde diese dann doch ausgeschlachtet. Mitte August 1937 wurde die gewerbliche Genehmigung erteilt, nachdem die Abwasserfrage (Brunnenversickerung) entschieden war. Am 17. Oktober 1938 wurde die Ex-Anlage in Betrieb genommen. Damit war ein weiterer Entwicklungsschritt eingeleitet.

Mit Errichtung der Ex-Anlage wurde eine An­zahl größerer Holzbottiche für Rohessig und entgeisteten Rohessig aufgestellt und 4 Alumi­niumlagerbehälter für konzentrierte Essigsäure. Letztere mußten später aus der alten Ver­kohlung, um für die A-Kohle Platz zu schaffen, auf das rechte Hoppecke-Ufer über das Mau­rermagazin verlegt werden, von wo aus die Es­sigsäure unter natürlichem Gefalle in die Kes­selwagen abgelassen werden kann.

Zwecks Behebung der Abwasserschwierigkei­ten winden viele langwierige Versuche durch­geführt. Erwähnt seien die Mehrstufenwasserverdampfüng, zu deren Einführung man sich nicht entschließen konnte, trotz Gewinnung des gelösten Teeres. Ferner wurden viele biolo­gische Reinigungsversuche, z. T. in größerem Ausmaße, in Lorch durchgeführt. Da der Ko­stenaufwand auf RM 40 – 50 000 kalkuliert war, wurde von der Ausführung Abstand ge­nommen. Während 5 Jahren alljährlich durchge­führte Hoppecke-Untersuchungen durch die Landesanstalt für Wasser-, Boden- und Lufthy­giene, Berlin, die von der Regierung in Arns­berg vorgeschrieben waren, ergaben sich keine nennenswerten Schwierigkeiten.

10. Wasserrecht und Wasserversorgung

Seit Bestehen des Werkes (in den ersten 80er Jahren) hatte das Werk keine Wasserkonzessi­on. Im Jahre 1936 wurde die Materie bearbeitet, so daß es uns gelang, nachträglich am 17. No­vember 1936 die Wasserrechtsverleihung (Entnahme und Einleitung in die Hoppecke) zu er­halten.

Um den hohen Wasserbedarf sicherzustellen und einen höheren Wasserdruck für den hohen Exbau zu erreichen, wurden 1926 zwei größere Zentrifugalpumpen und eine Brunnenanlage nach einem Hassold-Projekt errichtet. Da der Brunnen bei den gesteigerten Anforderungen nicht mehr genügend Wasser lieferte, wurde vom Obergraben Mitte Juli 1939 eine Wasserleitung zu den Pumpen verlegt.

Der Obergraben, dessen frühere Ausführung viel zu wünschen übrig ließ, verursachte Ende der 20er und Anfang der 30er Jahre hohe Repa­raturkosten.

Ebenso wurden für die Hoppecke-Regulierung und Uferbefestigung dieses Vorfluters größere Beträge aufgewendet, wodurch allerdings in­nerhalb des Werkes Baugelände durch Über­bauen der Hoppecke und eine Holzplatzvergrö­ßerung erreicht wurden. 1933/34 wurde mit Unterstützung des Arbeitsamtes (Notstandsar­beit) die Hoppecke vom Obergrabeneinlauf bis nahezu zum Werk der Bahn entlang verlegt und die Uferbefestigung durchgeführt.

11. Freizeitfhaus und Werkskantine

Im Juli 1937 entschloß sich die Zentrale nach wiederholtem Vorstelligwerden für die Errich­tung des Freizeithauses. Außer einem schönen Speisesaal im oberen Stock und der Küche mit elektrischer Kocheinrichtung, die erst während der ersten Kriegsjahre beschafft wurde, befin­den sich ebenerdig der Wasch- und Ankleideraum nebst Brausen und einem Wannenbad. Außerdem befinden sich Parterre die Toiletten und eine Meisterstube. Am 30. April 1938 wur­de das Freizeithaus feierlich eingeweiht.

Noch vor Kriegsbeginn konnte der Umbau der Werkskantine durchgeführt werden. Die Ge­samtkosten dieser Wohlfahrtseinrichtungen beliefen sich auf ca. RM 45000.— Für die Kan­tine wurde 1941 Vollkonzession erteilt.

12. Siedlungswesen

Am 2. September 1937 wurde das Doppelforst­haus „Schellhom“ nebst 16 Morgen Siedlungs­gelände von der Stadt Brilon billig erworben. Zwei kinderreiche Familien konnten sofort un­tergebracht werden. Im Juli 1939 wurde unser Siedlungsprojekt gutgeheißen und 4 Gefolg­schaftshäuser (von den 16 projektierten Einfa­milienhäusern) zur Erstellung genehmigt. Eben­so wurde der Straßenbau durch das Gelände genehmigt und 1939/40 durchgeführt. Während der Kriegsjahre konnten unter schwersten Be­dingungen 2 Gefolgschaftshäuser fertiggestellt werden.

Im Frühjahr 1944 wurden 10 Behelfsheime am oberen Ende des Holzplatzes an der Reichsstra­ße entlang erstellt.

Der frühere Pferdestall wurde bei Kriegsbeginn zur Garage ausgebaut. Über den Garagen wur­den zwei geräumige Wohnungen 1944/45 aus­gebaut.

Für die Unterbringung von 50 – 70 kriegsgefan­genen Franzosen, 60 Russen und Russinnen, 20 Zivilausländem und 12 Italienern wurden die Lagerräume der früheren DGG (s. 1) ausgebaut. Für die einzelnen Kategorien mußten Schlaf-, Speise-, Küchen und Waschräume sowie Toiletten eingerichtet werden. Der ganze Baukom­plex wurde mit Zentralheizung versehen. Waschräume und Toiletten hatten fließendes Wasser.

13. Anschlußgleis

Eine gründliche Überholung der Anschlußgleis­Anlage wurde 1937 durchgeführt.

Ein vorgesehenes Projekt, das Anschlußgleis über die Reichsstraße hinweg auf den Holzplatz auszubauen, kam nicht zur Durchführung. Hier­durch wären erhebliche Holzmanipulations­kosten zu vermeiden gewesen.

14. Werkseinzäunung

Im März 1936 wurde die Werkseinzäunung genehmigt und im selben Jahre zur Durchfüh­rung gebracht.

15. Laboratoriumsausbau

Bis Ende der 20er Jahre befand sich ein be­scheiden eingerichtetes Laboratorium im Keller unter dem Werksleiterbüro. Im Meisterhaus neben dem Verwaltungsgebäude wurde die Parterre-Wohnung geräumt und ein Labor ein­gerichtet. Im Jahre 1939 wurde das Labor durch einen Anbau in nördlicher Richtung erweitert.

16. Holzbeschaffung und Anfuhr

Während die Verkohlungsholzbeschaffung und -anfuhr bis 1933 sich verhältnismäßig glatt ab­wickelte, wurden später die Schwierigkeiten immer größer. Der Mangel an Arbeitskräften durch die stärkere Industrialisierung und Bautä­tigkeit wirkte sich auch preislich nachteilig aus. Am 26. August 1939 wurden uns 3 Lastkraftwa­gen für die Holzanfuhr durch die Wehrmacht zugewiesen. Einen weiteren schweren Last­kraftwagen kauften wir hinzu, so daß uns ein­schließlich eines besessenen Wagens 5 Last­kraftwagen bei Kriegsausbruch zur Verfügung standen. Während des Krieges wurden dauernd Anträge auf Lkws gestellt, doch gelang es nur, zwei weitere Wagen zu erwerben und einige Anhänger. Immerhin war die Holzanfuhr eini­germaßen sichergestellt, nachdem uns die Reichsbahndirektion Kassel im Juni 1944 dreizehn Pendelwagen für die Holzanfuhr zur Ver­fügung stellte.

Die Zerstörung der Edertalsperre in der Nacht vom 16. auf 17. Mai 1943 zog die Holzabfuhr aus dem großen Revier Affoldern stark in Mit­leidenschaft.

In der zweiten Maihälfte 1945 wurden 5 Wehrmachtsfahrzeuge käuflich erworben und konnte auch eine entsprechende Menge Rohöl sicher­gestellt werden.

17. Verlagerungen von Frankfurt

Im Februar 1944 wurde das Versuchslaborato­rium Dr. Uthe nach Brilon-Wald verlegt, nach­dem im alten Wohlfahrtsgebäude ein Labor eingerichtet wurde. Die Herren Dr. Uthe und Maier, sowie Frl. Weseloh übersiedelten hier­her.

Anfang März 1944 übersiedelte Herr Dickert mit dem Zentralarchiv hierher und wurde zu­nächst provisorisch im alten Wohlfahrtsgebäude und Büro untergebracht. Später wurde dieser Abteilung ein eiligst fertiggestelltes Siedlungs­haus zur Verfügung gestellt.

Vorübergehend war auch ein Teil der HESt.2 hier untergebracht.

2 Holz-Einkaufs-Stelle der DEGUSSA

1 Holzkohlen-Verkaufs-Stelle der DEGUSSA

Am 20. November 1944 wurde in Wächters­bach die Übersiedlung der HVSt.1 beschlossen, die im Dezember 1944 hierher übersiedelte. Das Büro wurde in einem Teil des Speisesaales des Freizeithauses eingerichtet, während das Perso­nal, nach behördlicher Genehmigung, bei Werksangehörigen untergebracht wurde.

18. Holzkohlenherd zur Holzkohlenabsatz­förderung

Lediglich in Erinnerung gebracht werden soll der Holzkohlenherd, eine Erfindung des Unter­zeichneten, der zur Steigerung des Holzkohlen­absatzes ab 1931 beitragen sollte. Im Februar und März wurde ein selbstgebauter Herd mit heb- und senkbarem Rost und Luftregulierung wiederholt Interessenten, darunter auch der Firma Küppersbusch, Gelsenkirchen, vorge­führt. Im Juni 1931 nahm Küppersbusch die Fabrikation auf und lieferte ca. 100 Herde hier­her. Da mittlerweile der Holzkohlenabsatz für andere Zwecke anstieg, führte sich der Herd nicht – wie erwartet – ein.

19. Durchgeführte Forschungsarbeiten und Versuche

a) In erster Linie erwähnt seien die vielen Ak­tivkohle-Versuche (Pressen, Schwelen und Aktivierung), die zum großen Teil zur prak­tischen Anwendung führten.

b) Die vielen Verkohlungsversuche (siehe 2a – 2b) führten zur betriebsmäßigen Einführung des kontinuierlichen Verkohlungsverfah­rens, das noch große Perspektiven auf die­sem Gebiet eröffnet

c) Im Zusammenhang damit wurden hier vie­lerlei Gaswaschversuche durchgeführt, zwecks Gewinnung der Holzgeistprodukte im unkondensierten Schwelgas. Es wurden folgende Verfahren u.a. ausprobiert:

1. mit Aktivkohle,

2. mit Tieftemperaturkühlung,

3. mit F eldwäscher,

4. mit hochsiedendem Teeröl, das nach jeweiligem Ausdestillieren im Kreislauf immer wieder ver­wendet wird.

Mit letzterem Verfahren wurden die besten und wirtschaftlichsten Ergebnisse erzielt. Das Verfahren wurde daraufhin in Greifen­hagen erfolgreich angewandt.

d) Ferner wurden erfolgreich Rohessig-Entteerungsversuche in größerer Betriebsapparatur vor Kondensation der Schwelgase durchgefuhrt, so daß in einer kontinuierlich betriebenen Verkohlungsre­torte die Rohessig-Entteerung durchgefuhrt werden kann. Elektrische Entteerung der Rohessigdämpfe nach dem Cottrell-Möller- Verfahren der Lurgi führte in einer größeren Versuchsapparatur zu keinem befriedigen­dem Ergebnis.

e) Ebenso wurden in einer Betriebsapparatur in einem senkrechten Eisenbehälter größere Holzvortrockungsversuche angestellt und nachgewiesen, daß bis zu 70 % Wirkungs­grad zu erzielen ist. Auf diese Weise ist das Heraustrocknen des Wassers aus dem Ver­kohlungsholz viel wirtschaftlicher als in Verkohlungsapparaten.

f) Bei den Großversuchen wurde durch Kalo­rienermittlungen festgestellt, wieviel Kalo­rien durch die Exotherme-Reaktion frei werden.

g) Im November und Dezember 1943 wurden Verkohlungsversuche mit gehacktem, etwa 10 cm langen Stücken statt durch Sägen ab­gelängtem Holz durchgefuhrt. Dies war in­sofern von Interesse, als sich das Hacken billiger durchführen läßt als das Ablängen durch Sägen. Es zeigte sich jedoch, daß die Holzkohle rissiger und kleinstückiger an­fallt, was im allgemeinen, unerwünscht ist.

h) Von Mai bis November 1936 wurden durch die Herren Dr. Gaul und Dr. Mörath Eufagolversuche gegen Buchenstockfaule an frisch gefällten Stämmen durchgefuhrt. Über das Ergebnis ist in Brilon-Wald kein Bericht eingegangen.

i) Feueranzünderversuche mit gelochten Bri­ketts und auf Walzenpressen in Eiform ge­preßte Briketts aus Sägespänen, Tannenzap­fen mit Teer, Harz oder anderen brennbaren Bindemitteln gepreßt, führten wohl zu guten Ergebnissen, doch führten sich diese Pro­dukte nicht ein.

j) Weinberg-Briketts, teilweise oder ganz mit Salpeter getränkt und getrocknet führten sich jedenfalls des hohen Preises wegen nicht ein.

Die Ausgaben für Forschungsarbeiten sind lei­der bis 1935 nicht gesondert erfaßt worden. Ein Hauptanteil entfällt auf die Extraktionsversuohe Dr. Gorhan von Januar 1928 bis März 1930 (siehe 8).

Vom 1. Oktober 1935 bis 30. September 1941 wurden allein über RM 40 000.- ermittelt für die unter 19 a) – h) durchgeführten Versuche.

20. Weitere Ausbauplanungen

a) Bereits vor dem 2. Weltkrieg, 1937/38, wurde ein neues Dampfkessel- und Maschi­nenhaus-Projekt ausgearbeitet (Hochdruck­kessel mit Zwisohendampfentnahme), deren Durchführung immer wieder auf spätere Jahre zurückgestellt wurde, nachdem größe­re Investitionen in Fürstenberg erfolgten. Die Dampf- und Stromkosten könnten ge­genüber der veralteten und altersschwachen Anlagen wesentlich gesenkt werden. Als Aufstellungsort war der alte Eindampfpfannen-Huillard- und Magazinraum vorgese­hen. Das Magazin und die Werkstätte soll­ten vom Anschlußgleis weg verlegt werden.

b) Wie unter 2b bemerkt, wurde wiederholt die Erstellung einer kontinuierlichen Retorte und Holztrocknungsanlage in Vorschlag ge­bracht. Ein ausführliches Projekt mit Be­schreibung wurde mit T.Nr. 560 am 11. No­vember 1943 der Zentrale unterbreitet.

c) Etwa 1941 war die Erstellung eines großen A-Kohle-Schachtofens geplant, und zwar dort, wo das nahezu baufällige alte Wohl­fahrtsgebäude steht. Dieses Projekt kam ebenso wenig zur Ausführung, wie auch die Versuchsanlage mit Labor (siehe 2, Schluß­absatz) nicht erstellt wurde.

d) Ernstlich war in Erwägung gezogen, die Reichsstraße, die heute den Betrieb vom Holzplatz trennt, vom Bürogebäude aus in gerader Richtung beim Werksleiterhaus über die Hoppecke und dem rechten Hop­pecke-Ufer entlang bis zum Obergraben­-Einlaufwehr zu fuhren. Durchführbar war das Projekt, als die Reichsstraße 37 neu ge­pflastert und gewalzt wurde.

21. Ausländer- und Werksbesuche

Die vielen Werksbesuche und vor allen Dingen Ausländerbesuche aus Frankreich, Spanien, England, USA und Kanada waren wohl Beweis genug, daß an den Forschungs- und Entwick­lungsarbeiten im In- und Ausland reges Interes­se bestand. Sowohl die Aktivkohleanlagen als auch die diskontinuierliche Verkohlung wurden vielen Interessenten vorgefuhrt. Auch die vielen Besuche nach Kriegsende durch die alliierten Mächte beweisen, daß hier vielerlei Neuerungen erforscht und eingeführt wurden.

III. Kriegsauswirkungen

Am 28. März 1945, vormittags, fielen 3 leichte­re Fliegerbomben auf das Bürogebäude, das zu etwa einem Drittel in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Am 29. März 1945, nachmittags, Einmarsch der USA-Truppen.

Am 30./31. März 1945 und 1. April 1945 klei­nere Kämpfe in Brilon-Wald und Beschuß des Werksgeländes mit 18 Granaten, die z. T. Ge­bäude- und Sachschaden verursachten.

Während die kriegsgefangenen Franzosen einen Lastwagen mitnahmen, wurden durch USA- Truppen 2 Anhänger requiriert, ebenso Werk­zeuge aus der Schlosserei und dem Magazin. Ende Mai 1945 wurde uns von der Militärregierung zunächst mündlich die Genehmigung er­teilt, die Produktion von Holzkohle und Medi­zinalkohle wieder aufzunehmen. Da uns nicht genügend Steinkohle zur Verfügung stand, wurde zunächst eine Retorte (später 3 weitere Retorten) auf direkte innere Beheizung – durch Einsaugen von Luft – umgestellt. Auf diese Weise war es möglich, nach der Besetzung das Werk Brilon-Wald als erste Verkohlung wieder in Betrieb zu nehmen und im Juni zunächst 466 fm zu verkohlen. In den nächsten Monaten stieg die Produktion auf 1200 -1400 ftn.

Am 3. Juni 1945 wurde die USA-Besatzung durch Engländer abgelöst, so daß wir dann in die britische Besatzungszone kamen.

R./D.

Theophil Reichert