LXXXV. Ueber die Düngerarten; von Boussingault u. Payen. Zweite Abhandlung
in Dinglers Polytechnischen Journal 1842, Band 86, Nr. LXXXV. (S. 372–384) erster Teil 1841, Band 82, Nr. XXXVII. (S. 134–146)
Der Beitrag betrachtet eine stattliche Anzahl landwirtschaftlicher Reststoffe in Frankreich. In vielen Fällen werden diese nicht genutzt und als »Abfall« bezeichnet. Eine Tabelle im ersten Teil führt auch Tierkohle, Stein- und Holzkohleruss als Düngemittel auf
Ein längerer Abschnitt widmet sich dem Guano als Düngemittel, der aus Peru importiert wurde.
In England bedient man sich des vorher mit einem Viertheil seines Volums gepulverter Holzkohle vermengten Guano’s; diese Vermengung scheint uns zwekmäßig, um sein Ausbreiten auf dem Boden zu erleichtern, was bei der Anwendung sehr reichhaltiger Düngerarten ein wesentlicher Umstand ist. Uebrigens hat einer von uns schon vor vielen Jahren den nüzlichen Einfluß der porösen Kohle angezeigt; derselbe besteht in der Mäßigung der freiwilligen Reactionen und im Zurükhalten eines Theiles der Gase.
Daneben wird Kohle, die in verschiedenen industriellen zur Reinigung eingesetzt wird, als Dünger verwendet:
Knochenkohle aus Raffinerien. – Solcher Dünger, aus Pariser Raffinerien nach der Mayenne gesandt, gab zu Streitigkeiten zwischen dem Versender und dem Empfänger Veranlassung; ein Versuch mit bloßem Einäschern schien die Klage zu rechtfertigen; man mußte zu Analysen schreiten, welche im Gegentheil sowohl durch den Stikstoffgehalt, als durch die Zusammensezung der Asche bewiesen, daß kein Betrug stattgefunden hatte, denn es fehlte nichts, als die während des Transports verdunstete Menge Wassers; der Dünger war also noch um etwas reichhaltiger als bei seinem Abgang aus der Raffinerie.
Dieser Dünger wird sogar künstlich hergestellt:
Berlinerblau-Rükstände mit Blut. – Auch dieses Gemenge ist eine künstliche Nachahmung der Kohlenrükstände der Raffinerien. Den Gehalt desselben wird man ebenfalls stark finden. Die kleine Quantität kohlensauren Kali’s, welche in der kohligen Substanz zurükgeblieben, ertheilt ihr eine leichte alkalische Reaction, welche der Vegetation nur förderlich seyn kann.
und
Blutdünger. – Gegenwärtig wird in England Blut mit 0,035 Kalk eingedampft, mit 0,12 sehr feiner Kohle oder Steinkohlenruß gemengt und dann ausgetroknet. Dieses, auf die Art, wie einige unserer desinficirten pulverförmigen Dünger bereitete Gemenge ist fünf- bis sechsmal reichhaltiger als die Knochenkohle der Raffinerien, entwikelt aber einen fauligen Geruch.
Der Wert des Düngers wurde nach dem Gehalt an Stickstoff beurteilt.
Ohne Zweifel macht der thierische Dünger, indem er den Abgang der stikstoffhaltigen Substanzen in den erschöpften Pflanzenresten ersezt, den Boden fruchtbar; der flamändische Dünger selbst spielt jedes Jahr diese Rolle, und dient zur Hervorbringung reicher Ernten, ohne die Erde je unthätig zu lassen, kurz: der Dünger hat um so viel mehr Werth, je stärker sein Gehalt an stikstoffhaltiger organischer Substanz ist, je mehr dieser namentlich über jenen der nichtstikstoffhaltigen organischen Substanzen vorherrscht, und endlich je allmählicher und dem Fortschreiten der Vegetation angemessener die Zersezung der quaternären Substanzen vor sich geht.
Zur Handhabung von Guano zitiert in Dinglers Polytechnischen Journal 1844, Band 93, Nr. CXXV./Miszelle 9 (S. 474–476) einen Schrift von den Herrn Gibbs und Söhnen zu London mit dem Titel „Peruvian and Bolivian Guano, its nature, properties and results“
die in Riecke’s Wochenblatt, 1844 Nr. 38 besprochen wird.
Der Guano darf nie in unmittelbare Berührung mit den Samen gebracht werden, indem er auf diese Weise die Keimkraft derselben zerstört.
Doch gilt als allgemeine Regel, daß man ihn so gleichförmig als möglich mit (dem Maaße nach) viermal so viel fein gesiebter, mäßig trokener, schwarz oder braun gefärbter Erde, oder Torfmaterie, Sägmehl, leicht gebranntem Thon, verkohltem Rasen, Kohle oder Torfasche vermische, je nachdem die eine oder die andere der genannten Substanzen am bequemsten zu haben ist. Vielleicht daß frisch gebrannte Holzkohle, wenn sie sogleich nach dem Erkalten angewendet wird, die beste Materie ist, die man zum Vermischen haben kann, aber da sie dem Landwirth selten zu Gebote steht, so kann irgend eine der oben genannten Substanzen ihre Stelle vertreten. Wo eine beträchtliche Menge von unnüzem Holze zu haben ist, könnte man dieses auf einen Haufen legen, mit thonigem Torf (oder Rasen) umgeben und nahezu damit bedeken und unter geringem Luftzutritt brennen. Sobald der Haufen kalt geworden, müßte man ihn mit dem Spaten gut umarbeiten, die Holzkohlen, den Thon und die verkohlte Torf- (oder Rasen-) Materie unter einander mengen und durchsieben. Es wird dieses eine vorzügliche Mischung für Guano geben, besonders für leichte warme Böden.
Und 1847 empfhielt Emil Theodor von Wolff in Die chemischen Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur und Pflanzenphysiologie erschienen bei J.A. Barth in Leipzig, die Verwendung von Holzkohle zur Absorption des aus Guano freigesetzten Ammoniaks (Seite 394).
Er berichtet, dass frisch ausgeglühte Holzkohle, die mehrere Monate in Wasser gelegen hat, Ammoniak entwickelt. Aber schöne Gartenerde sei zum Pflanzenwachstum Holzohle und Asche überlegen und dafür seien die Huminstoffe verantwortlich.
Antworten