Holzverkohlungsindustrie in Europa
Die industrielle Holzverkohlung, die sich seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts bald zu einem wichtigen Zweig der chemischen Technik entwickelt hatte, durchlebte in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg eine schwere Krise. Die bis da in manchen Ländern noch beträchtliche Verwendung von Holzkohle in der Eisenindustrie nahm zusehends ab. Hinzu gesellten sich Absatzschwierigkeiten allgemeiner Art, und schließlich erwuchsen wichtigen Destillationsprodukten, wie Essigsäure, Methanol, Formaldehyd und Aceton, in den auf synthetischem Wege hergestellten Erzeugnissen scharfe Konkurrenten. Durch die daraus entstandenen Preisunterbietungen gerieten alle Absatzmärkte durcheinander. Viele Unternehmen mußten ihre Pforten schließen; kurz, ein allgemeiner Niedergang dieses Industriezweiges schien unvermeidlich.
Doch da entstand ein Retter in der Not in der sich sprunghaft entwickelnden Kunstfaserindustrie mit ihrem von Jahr zu Jahr anwachsenden Bedarf an Schwefelkohlenstoff und Essigsäure. Die Verkohlungs-Essigsäure wurde gegenüber dem synthetischen Produkt zudem dadurch wieder wettbewerbsfähig, daß ein billiges Herstellungsverfahren durch Extraktion aus dem Rohdestillat, unter Umgehung des Calciumacetats, gefunden wurde. Auch die Nachfrage nach den übrigen Destillationsprodukten, die als Rohstoffe für die immer mehr an Bedeutung gewinnende organisch-chemische Großindustrie, insbesondere die Kunststoffindustrie, zum Einsatz gelangten, belebte sich wieder. Und nachdem es dann gelungen war, von Land zu Land neue Marktvereinbarungen zu treffen, war die Krise Anfang der 30er Jahre überwunden.
Von da ab ging es wieder schnell bergan. Diese Aufwärtsbewegung nahm im nationalsozialistischen Deutschland, und besonders in allerletzter Zeit, ein geradezu stürmisches Tempo an, und heute steht die Holzverkohlung in einer Reihe mit denjenigen Zweigen der chemischen Großindustrie, deren Leistungen zur Erlangung des Endsieges gegen die angelsächsisch-bolschewistische Welt absolut unentbehrlich geworden sind.
Es gibt wohl kein einziges Destillationsprodukt des Holzes, das nicht für äußerst kriegswichtige Zwecke benötigt wird. Holzteer und Holzteeröl dienen zur Holzimprägnierung, zur Herstellung von Schmier- und Desinfektionsmitteln, für Treibzwecke, als Austauschstoff für Terpentinöl; Methanol wird als Treibstoff, als Lösungs- und Frostschutzmittel, als Vergällungsmittel für Sprit, als Ausgangsstoff für Formaldehyd gebraucht und stellt damit die Rohstoffgrundlage für Kunststoffe, Sprengstoffe, Farbstoffe, Arzneimittel, Desinfektionspräparate und zahlreiche andere chemische Erzeugnisse dar. Aceton ist ebenfalls ein wichtiges Lösungsmittel und wird außerdem für die organisch-chemische Synthese in großem Umfange eingesetzt. Essigsäure ist als Ausgangsstoff zur Herstellung von Lösungsmitteln, Kunstfasern, Kunststoffen, Arzneimitteln, Farbstoffen und für viele andere Verwendungszwecke ein Grundpfeiler der chemischen Großindustrie geworden.
Vor allem aber ist es die Holzkohle, die einen entscheidenden Beitrag zur fortlaufenden Stärkung unseres Kriegspotentials liefert. Abgesehen von ihrer Verwendung für Haushaltszwecke dient sie als Entfarbungs- und Gasmaskenkohle, zur Gewinnung von Eisen und St ahl zur Herstellung von chemischen Erzeugnissen, insbesondere von Schwefelkohlenstoff usw. Ihr wichtigster Verwendungszweck ist jedoch ihr Einsatz als Vergaserkraftstoff für Automobil-, Traktoren-, Schiffs- und andere Explosionsmotoren, da sie uns auf diese Weise in die Lage versetzt, gewaltige Mengen an flüssigen Treibstoffen für die Wehrmacht einzusparen.
Die Verwendung von festen Energieträgern zum Antrieb von Kraftwagen hat in den letzten Jahren in vielen europäischen Ländern große Fortschritte gemacht. Während Lastkraftwagen und Autobusse Generatoren mit Eigengewichten von 300—400 kg ohne Mühe tragen, sind für Personenautos leichtere Konstruktionen erforderlich. Neuerdings sind Generatoren entwickelt und erprobt worden, deren Eigengewichte nur 80—100 kg betragen, und die jüngste Errungenschaft der deutschen Automobilindustrie ist ein Generator, der nur 35 kg wiegt. Es ist anzunehmen, daß schon in der nächsten Zeit eine Entscheidung über den serienmäßigen Bau von Generatoren für Personenkraftwagen getroffen werden wird.
Diese Entwicklung kommt den Planungen der verantwortlichen deutschen Dienststellen entgegen, deren Absicht es ist, Kraftwagen bis zu 2 1 Zylinderinhalt herunter auf feste Kraftstoffe umzustellen. Hiermit erschließt sich der Holzkohle ein neues großes Absatzgebiet, da sie allein für den Antrieb der kleinen Generatoren in Betracht kommt.
Die riesigen, als Festkraftstoff benötigten Holzkohlemengen werden zunächst einmal von der deutschen Holzverkohlungsindustrie geliefert, die vor allem Abfälle der mechanischen Holzverarbeitung und solche Holzsorten verkohlt, die als Ausgangsmaterial für Kunstfasercellulose ungeeignet sind.
Heute hat sich die Rohstoffgrundlage durch die großen Waldbestände in den eroberten Gebieten, besonders in Frankreich und im Osten, ganz bedeutend verstärkt, wo überall unter deutscher Führung die Holzverkohlung in scharfem Tempo ausgebaut wird.
Neben der eigentlichen Holzverkohlungsindustrie befassen sich auch viele Forstverwaltungen und Organisationen, so besonders die Festkraftstoff A.-G. im Osten, mit der Verwandlung von Abfallholz in brauchbare Holzkohle durch mit einfachsten Mitteln zu errichtende Kohlenmeiler, die aber die Erdköhlerei vermeiden, weil die hierbei gewonnene Holzkohle durch Sandvermischung und Wasserlöschen für den Generatorbetrieb verdorben würde.
Die Reichsforstverwaltung hat besondere Ausbildungslager für Waldarbeiter geschaffen, in denen die Herstellung von Generatorholzkohle in selbstgebauten Primitivöfen gelehrt wird. Solche Öfen, in denen hochwertige Holzkohle, allerdings unter Verzicht auf die Nebenerzeugnisse, entsteht, können ohne Eisenbedarf aus ortsbedingten Baustoffen, wie z. B. Ziegeln, hergestellt werden. Ein Ofen von 2 m Durchmesser liefert in 24—36 Stunden Holzkohle, die einer Benzinmenge von etwa 120 1 entspricht.
Außer der Holzkohle aus dem Reich und den besetzten Gebieten steht der deutschen Rüstungswirtschaft auch die Erzeugung anderer europäischer Staaten, vor allem des Südostens, zur Verfügung, soweit sie nicht von diesen Ländern für ihre eigenen Zwecke gebraucht wird. Die folgenden Ausführungen geben einen Überblick über die Holzverkohlungsindustrie in den wichtigsten Produktionsländern Europas, wobei die neueste Entwicklung während der Kriegsjahre, soweit der Öffentlichkeit darüber etwas gesagt werden kann, berücksichtigt wird.
Frankreich
Die Standorte der französichen HoLzverkohlungsnaustne befinden sich hauptsächlich in den waldreichen Gebieten, vorzugsweise im mittleren Ostfrankreich. Der größte Teil der Produktion entfällt auf das Departement Nièvre. Dort arbeiten besonders zwei große Unternehmungen, die zu Beginn des Krieges 70% der französischen Gesamterzeugung stellten. Es sind dies: Etabl. Lambiotte Frères in Prèmery und die Soc. des Produits Chimiqnes in Clamecy. Von diesen Firmen wird die Destillation sehr weit betrieben und eine Reihe von Derivaten und organischen Verbindungen dursh Weiterverarbeitung gewonnen, Der Rest der Erzeugung verteilte sich auf etwa 10 mittlere und eine Reihe von kleineren Unternehmen.
Bei Kriegsbeginn soll die Leistungsfähigkeit etwa 70.000 Jahrestonnen Holzkohle, 4500 cbm Methanol und 12.000 t Essigsäure betragen haben. Die tatsächliche Erzeugung hat im Laufe der Jahre stark geschwankt. Während 1930 die industrielle Holzkohlenproduktion noch 51.000 t betragen hatte, ging sie bis 1933 auf 12.000 t herunter. Allerdings wurden daneben noch große Mengen Holzkohle in Meilern gewonnen, und zwar 1930 rund 260.000 t, 1933 etwa 150.000 t. Für das Jahr 1941 wird die in Industriebetrieben gewonnene Holzkohlenmenge auf 30 000 t geschätzt.
In Anbetracht des durch den Krieg eingetretenen Mangels an flüssigen Treibstoffen ist man in Frankreich ebenso wie in anderen Ländern bemüht, eine weitgehende Umstellung der Kraftwagen und sonstigen Explosionsmotoren auf Holz bzw. Holzkohle durchzuführen, Anfangs war der Einbau von Holzvergasern in 4000—5000 Wagen geplant, zu welchem Zweck ein Holzkohlenbedarf von rund 100.000 Jahrestonnen errechnet worden war. Später wurde das Umbauprogramm erweitert. Es sollten z.B. auoh die Schiffsmotoren einbezogen werden, so daß die Zahl der umzustellenden Motoren auf insgesamt rund 50.000 veranschlagt wird, wozu rund 1 Mill. t Holzkohle als notwendig angesehen wurde.
Zur Durchführung dieser Absichten wurde ein großzügiges Ausbauprogramm für Holzkohle aufgestellt. Bis Ende 1943 sollten 100 neue Fabriken mit einer jährlichen Ducchschnittskapazität von je 2.000 t errichtet werden. Von diesen waren bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1943 65 Fabriken in Betrieb mit einer Leistungsfähigkeit von 120.000 Jahrestonnen, und für das Jahr 1942 rechnete man schon mit einer Holzkohlenerzeugung von insgesamt 400 000 t. –
Zur Verarbeitung des Teeranfalls der neuerrichteten Betriebe, der auf 30.000—50.000 Jahrestonnen geschätzt wird, sollen die einzelnen Produktionsgebiete zu Gruppen zusammengefaßt werden, wobei jede Gruppe mit einer chemischen Fabrik versehen werden soll.
Die Umstellung der Motoren wird von der französischen Regierung durch Zahlung von Subventionen gefördert. Um die Erzeugung und den Absatz von Holzkohle steuern zu können, ist eine Zwangsbewirtschaftung eingeführt worden.
Diese geschilderten Pläne haben eine große Zahl von Neugründungen hervorgerufen, insbesondere folgende größere Unternehmen:
Les Carbnrants Français S. A. mit einem Kapital von 21 Mill. Fr., das auf 50 Mill. Fr. erhöht werden kann, zwecks Gewinnung von natürlichem und künstlichem Brennstoff aus Holz, Holzkohle, Torf, Braunkohle, Steinkohle zur Verwendung in Generatoren und Gasmaschinen.
Les Derives du Bois S. A. mit einem Kapital von 11,5 Mill. Fr. Gegenstand des Unternehmens: Verkohlung, Destillation und Bearbeitung von Holz.
Die Soc. des Produits de Bois meldete die Errichtung einer großen modernen Holzverkohlungsanlage im Departement Marne, in der neben Holzkohle für Gasgeneratoren auch Methanol, Essigsäure und andere Produkte hergestellt werden sollten.
Im Rahmen des Ausbauprogramms spielt u. a. die Holzkohlengewinnung auf Grundlage des beim Beschneiden der Weinreben anfallenden Rohholzes eine Rolle. Das Rebenholz liefert eine hervorragende Qualität der Kohle, die sioh für die Verwendung in Generatoren besonders eignet. Theoretisch soll man auf dieser Grundlage über 100 000 t Holzkohle im Jahre herstellen können, hauptsächlich in Südfrankreich. Seit 1942 arbeitet eine derartige Anlage in Toulon. Die Errichtung weiterer 7 Fabriken dieser Art ist im Gange bzw geplant.
Belgien
Belgien ist ein waldarmes Land. Infolgedessen hat sich die Holzverkohlung nur in geringem Ausmaße entwickeln können. Dieser Industriezweig, der z. T. eingeführtes Holz, vor allem aus Frankreich, verarbeitet, ist mit 4 Anlagen vertreten. Die Hauptproduzenten sind: Lambiotte & Cie., Brüssel, und Capelle-Lütgen et E. Bury, Bertrix. Synthetisches Methanol wird von der S. A, Belge de l’Azote et des Produits Chimiques du Marly hergestellt. Vor dem Kriege exportierte Belgien rund 400 t Roh-Methanol, 1.000 t gereinigtes Methanol, etwa 2.000 t Formaldehyd und 800 t Calciumacetat im Jahresdurchschnitt.
Niederlande
In den Niederlanden wird Holzkohle nur an einigen wenigen Plätzen duroh Köhlerei gewonnen. Hergestellt wird Tannen- und Eichenkohle. Die Holzkohleeinfuhr belief sich vor dem Kriege auf 4.500 t im Jahresdurchschnitt.
Schweiz
Die schweizerische Holzkohleindustrie ist völlig unbedeutend. Sie erzeugte bisher jährlich nur 200—300 t Holzkohle bei einem Inlandsbedarf von mehr als 5.000 t, Im Laufe des Krieges ist die Köhlerei wieder im gewissen Umfang in Gang gekommen, und es wurden auch einige Gesellschaften zur Holzkohlenerzeugung und -Verarbeitung gegründet.
Norwegen
Im Gegensatz zu Schweden hat die Holzverkohlungsindustrie Norwegens trotz des dortigen Holzreichtums vor dem Kriege keine große Rolle gespielt. Die Gewinnung von Holzkohle erfolgte größtenteils in Meilern oder kleinen primitiven Betrieben. Erst die Auswirkungen des Krieges veranlaßten die norwegischen Verwaltungsstellen, sich mit dem Ausbau dieses Industriezweiges zu befassen. In der letzten Zeit sind zahlreiche Anlagen zur Verarbeitung von Holzabfällen auf Holzkohle und Nebenprodukte errichtet worden. Auch einige Gaswerke befassen sich neuerdings mit der Holzkohlegewinnung.
Nach einer im Jahre 1942 ergangenen Verfügung des Norges Gasgenerator Styre (Amt für Gasgeneratoren), sind die Herstellung und Verarbeitung von Generatorholz, Holzkohle und der anfallenden Nebenprodukte einer Kontrolle unterstellt worden.
Schweden
Von den nordischen Ländern verfügt Schweden über die leistungsfähigste Holzverkohlungsindustrie. Die großen Wälder, die 22 Mill. ha oder 54% der Landesfläche bedecken, liefern reichlich Rohstoff. Allerdings wurden zu Beginn des Krieges auch in Schweden rund drei Viertel der Holzkohlenerzeugung von Meilereien gestellt, und auch‘ heute sind bei weitem noch nicht alle Holzkohlenbetriebe zur Gewinnung der. Nebenprodukte eingerichtet. Mit staatlicher Unterstützung sollen aber die Fabrikationsstätten bald so ausgebaut werden, daß der größte Teil sämtlicher Destillationsprodukte für die schwedische Volkswirtschaft nutzbar gemacht werden kann.
Bis zu Beginn des Krieges war Hauptabnehmer für Holzkohle die Eisenhüttenindustrie, die normalerweise 1,6—2 Mill. cbm Holzkohle jährlich benötigte. Als neuer Großabnehmer ist der Kraftwagenverkehr nunmehr hinzugetreten. Schon um die Jahreswende 1941/42 waren in Schweden über 70.000 Kraftwagen auf Generatorgas umgestellt worden, von denen über die Hälfte mit Holzkohle betrieben wurde. Für das Jahr 1942 rechnete man mit einem Holzkohlebedarf zum Antrieb von Motoren in Höhe von etwa 3 Mill. cbm, so daß insgesamt mehr als 5 Mill. cbm gebraucht wurden. Die Erzeugung, die sich vor Beginn des Krieges auf rund 2 Mill. cbm — d. s. etwa 360.000 t — stellte, ist bis 1941 auf schätzungsweise 4—5 Mill. cbm gestiegen, und es kann mit einer weiteren erheblichen Zunahme gerechnet werden. Die Regierung hat den Ausbau dieses Industriezweiges durch verschiedene Maßnahmen, wie z. B. Unterstützung von Ausbildungskursen, Beihilfen zur Errichtung von Retortenanlagen, Preiserhöhungen für Holzkohle usw. gefördert.
Neben der Holzkohle gilt das besondere Interesse dem Holzteer, der u. a. als Treibstoff für die Fischereiflotte sowie als Ausgangsstoff zur Herstellung von Schmiermitteln eingesetzt werden soll. Infolgedessen wird auch die Teergewinnung in größtmöglichem Umfangegesteigert Für das laufende Jahr wird bereits ein Anfall von Holzteer in Höhe von 25 000 t erwartet. Zwecks Förderung der Teergewinnung und -verarbeitug wurde eine besondere Gesellschaft errichtet, die eine Art Zentrale ratgebenden und vermittelnden Aufgaben darstellt.
Die industrielle Holzverkohlung war Anfang durch 46 moderne Destillationsanlagen vertreten. Die Erzeugung lag meist in den Händen von mittleren und kleineren Unternehmen, von denen nur wenige größere Bedeutung hatten. Führend waren vor allem die Firmen.
Skogens Kol A, B. in Kilafors und die Skanska Attikfabriken A. B, in Perstorp, von denen sich besonders die
letztere auch weitgehend mit der Ausnutzung und weiteren Umwandlung der anfallenden Nebenprodukte befaßte. Von größeren Unternehmen betätigte sich ferner die Uddeholms A.B. auf diesem Gebiet. Inzwischen erfolgten zahlreiche Neugründungen, von denen folgende genannt seien:
Die Zentralgenossenschaft (Kooperativa Förbundet) hat in Lyckelse i. Westschweden, gemeinsam mit einigen Tochtergesellschaften eine Holzverkohlungsanlage errichtet, die nach vollem Ausbau eine Kapazität von 11 000 Jahrestonnen Holzkohle haben wird. Der Betrieb wird auch die Nebenprodukte gewinnen. Eine besondere Anlage wird 450 t Aceton jährlich herstellen, Rohstoff ist vorwiegend Birkenholz. Eine weitere Neugründung der Zentralgenossenschaft, an der sich mit gleichem Kapital auch die A. B. Lauxein Casco beteiligt hat, ist die Svenska Formalin A. B. Die im Jahre 1942 bei Sickla in der Nähe von Stockholm gebaute Fabrik ist auf eine Jahresleistung von 1500 t 40%iger Formaldehydlösung berechnet. Das benötigte Methanol kommt z. T. von Lyckelse.
Die Domänenverwaltung baute eine Retortenanlage zur Holzdestillation in Piteå, in der 150 000 cbm Abfallholz jährlich zu 1,2 Mill. hl Holzkohle und Nebenprodukten verarbeitet werden soll.
Eine große Holzverkohlungsanlage ist auch von der A. B. Scharins Söhne in Clementsnäs errichtet worden.
Die Stora Kopparsbergs Bergslags A B. hat ihre Retorten in Bysjön bei Domnarvet wieder in Betrieb gesetzt. Die Leistungsfähigkeit beläuft sich auf 1,2 Mill. hl Holzkohle sowie eine entsprechende Menge Holzteer.
Zahlreiche Cellulosefabriken und Sägewerke sowie auch einige Gasanstalten haben als Nebenerzeugung die Gewinnung von Holzkohle, Holzteer und Terpentinöl aufgenommen. Andere Unternehmungen errichteten Anlagen zur Gewinnung von Holzkohle und Holzkohlebriketts; z. T. findet auch hier eine Gewinnung von Nebenprodukten statt. Eine Reihe von Unternehmungen arbeitet in steigendem Maße mit transportablen Holzkohleöfen.
Als erste chemische Fabrik für Schmieröle aus Holzteer ist ein Betrieb in Hejde auf Gotland errichtet worden. Dort will man jährlich 8.000 cbm Kiefernstubben verarbeiten und daraus 60 t Terpentinöl, ebensoviel Methanol, ferner Holzkohle und Holzteer gewinnen. Bei
der Weiterverarbeitung des Holzteers rechnet man mit einer Ausbeute von 4.000 t Schmierölen.
Nach der letzten schwedischen Produktionsstatistik für 1938 wurden damals in industriellen Holzverkohlungsanlagen gewonnen: 470.000 cbm Ho’zkoh’e, 5.400 t Holzteer, 1.600 t Holzteerpech, 1.000 t Roh-Methanol, 400 t gereinigtes Methanol, 100 t Acetonöle, 860 t Formaldehyd (als 40%lg berechnet), 450 t Calciumacetat und rund 1.600 t andere Holzteerdestillate. Die gesamte schwedische Essigsäureerzeugung, von der allerdings ein Teil aut die Sulfitspritindustrie entfällt, betrug 900 t.
Der schwedische Außenhandel mit Holzverkohlungserzeugnissen war schon vor dem Kriege nicht sehr bedeutend t-.n nennenswerter Ausfuhrüberschuß bestand nur bei Holzteer, von dem jährlich einige tausend Tonnen an das Ausland verkauft wurden.
Zur Förderung der Holzverkohlungsindustrie und zur Entwicklung von Veredelungsverfahren für H0lz wurde 1943 ein Reichsverband der Holzdestilleure gegründet.
Die Erzeugung von Holzkohle ist in Schweden seit der Kontrolle des Staates unterstellt.
Finnland
Seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sind in Finnland Retortenanlagen zur Holzkohlen- und Holzteergewinnung in Gebrauch, doch wird auch heute noch die Gewinnung dieser Produkte von der Landbevölkerung in großem Umfang als Nebenerwerb betrieben.
Die Nachfrage nach Holzkohle zur Verwendung in Generatoren ist in der letzten Zeit enorm gestiegen, und die finnische Regierung hat, um eine entsprechende Produktionssteigerung zu ermöglichen, durch Gewährung von Beihilfen und Prämien, durch Regelung der Preise und Überwachung der Gründertätigkeit fördernd eingegriffen. Da 25 Mill. ha, d. s. rund drei Viertel des finnländischen Territoriums, mit Wald bestanden sind, stößt der Ausbau der Holzkohlenerzeugung hinsichtlich der Rohstofflage auf keine Schwierigkeiten, Nur die Heranschaffung der Kohle aus den entlegenen Wäldern bildet ein gewisses Problem.
Man beziffert den finnischen voraussichtlichen Gesamtbedarf an Holzkohle zur Verwendung für Motoren auf rund 125.000 Jahrestonnen. Eine Produktion in entsprechendem Ausmaß hat bisher noch nicht stattgefunden. 1939 wurden, abgesehen von der in den Wäldern gewonnenen Holzkohle, die in der Statistik nicht erfaßt wird, insgesamt etwa 10100 t Holzkohle erzeugt. Im ersten Halbjahr 1942 betrug die Produktion rund 7500 t.
In der letzten Zeit sind zahlreiche neue Unternehmen entstanden, u. a. eine staatliche Gesellschaft Rahkee O. Y. in Helsinki mit Produktionsanlagen im Osten des Landes. Das Kapital dieses Unternehmens beträgt 20 Mill, Fmk., von denen 75% sich in unmittelbarem Besitz des Staates befinden, während der Rest sich auf halbstaatliche Gesellschaften und Genossenschaften verteilt. Das Leistungsvermögen dieses Unternehmens soll nach vollendetem Ausbau rund 4.500 t Generatorholzkohle, 1.500 t Motortreibstoffe, 180 t Methanol und 700 t Holzteer betragen.
Rund 80% der Holzkohleproduktion werden heute von der stattlichen Forstverwaltung gestellt, deren Betriebe in Mittelfinnland und in den nördlichen Teilen der Provinz Oesterbotten arbeiten, während die privaten Anlagen über das ganze Land verteilt sind.
An Nebenprodukten wurden bisher hauptsächlich Holzteer und Terpentinöl gewonnen, während der Bedarf an Formaldehyd, Aceton und Acetaten fast gänzlich eingeführt werden mußte. Hierin wird jetzt Wandel geschaffen, und man hofft, in absehbarer Zeit nicht nur die gesamte einheimische Nachfrage nach Holzdestillationsprodukten durch Eigenerzeugung decken zu können, sondern auch Überschüsse für die Ausfuhr zur Verfügung zu haben. Ebenso wie in Schweden, ist der Einsatz von Holzteer als Motortreibstoff sowie als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Schmiermitteln vorgesehen.
Von der bereits genannten Holzkohlenproduktion des Jahres 1939 in Höhe von 10.100 t entfiel der größte Teil, nämlich rund 7.900 t, auf Sägewerke, 1.900 t wurden in Holzdestillationsbetrieben und 270 t in Kienrußfabriken gewonnen. An weiteren Produkten wurden im Jahre 1939 erzeugt: 1.400 t Holzteer und 47 t Holzteerpech. Exportiert wurden: 5.200 t Holzkohle und rund 1.000 t Holzteer, ferner 500 t Holzteerpech.
Ostland
Das Reichskommissariat Ostland, zu dem die Generalbezirke Weißruthenien, Litauen, Estland und Lettland gehören, besitzt 6 Mill. ha Wald, d. s. 23% der Gesamtfläche. Hiervon entfallen auf Weißruthenien 2 Mill. ha, auf Litauen 1,2 Mill. ha, auf Lettland 1,9 Mill ha, und auf Estland 0,9 Mill. ha. In den letzten 20 Jahren, und besonders während der Zeit der Bolschewistenherrschaft, ist zwar Raubbau betrieben worden dennoch sind die Holzbestände noch sehr groß. Sie haben während des Krieges, im ganzen betrachtet, nur unwesentlich gelitten, so daß die Holzverkohlung in diesem Gebiet große Zukunftsaussichten hat. Vor der Eroberung des Landes durch die deutschen Truppen gab es im heutigen Ostland neben einigen mittleren Holzverkohlungsunternehmen über 200 Meilereibetriebe und Teerschwelereien. Diese verarbeiteten hauptsächlich Stubben.
Gewonnen werden Rohterpentin, Holzteer und Holzkohle. Der Rohterpentin wird in einigen zentralen Anlagen weiterverarbeitet, während der Holzteer entweder im Lande verbraucht oder nach dem Reich exportiert wird. Der größte Teil der Teerschwelereien ist von den Bolschewisten bei ihrem Rückzuge zerstört worden und die geschulten Arbeitskräfte wurden teilweise fortgeschleppt. Der Wiederinbetriebnahme durch die deutschen Verwaltungsstellen stellten sich enorme Schwierigkeiten entgegen. Es fehlte an Arbeitskräften, an Werkzeug, Baumaterial, an Rohstoffen und Transportmitteln. Dennoch gelang es, wenigstens einen Teil der Anlagen wieder in Gang zu bringen und eine Erzeugung, wenn auch vorerst in beschränktem Umfang, aufzunehmen. Zur Zeit wird an der Verwirklichung eines großzügigen Aufbauprogramms gearbeitet, so daß das Ostland schon bald bedeutende, ständig steigende Mengen liefern wird.
Die ausgedehnten Waldgebiete Weißrutheniens haben schon zur Sowjetzeit die Errichtung von etwa 160 Köhlereibetrieben ermöglicht. Viele dieser Betriebe wurden im Verlauf des Krieges zerstört, so daß die Herstellung der für die Krieigswirtschaft wichtigen Produkte Holzkohle, Holzteer und Terpentin heute relativ gering ist. Wenn die Anlagen auch zum überwiegenden Teil primitiv waren, so war ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit immerhin so groß, daß 5 Betriebe zur Destillation des Rohterpentins dauernd beschäftigt werden konnten. Zwei von ihnen, nämlich in Minsk und Slomim, werden heute periodisch beschäftigt.
Zur Erzeugung von Kiefernholzteer, Terpentinöl und Holzkohle bestehen im Generalbezirk Litauen sieben Einzelbetriebe mit Standorten in Wilna, Kauen, Olita, Swedassai und Prienai. Daneben umfaßt die Genossenschaft Smala in Wilna noch 24 kleine weitere Anlagen. Verarbeitet wird hauptsächlich Kiefernholz, doch soll in Zukunft Birkenholz in größerem Umfange zum Einsatz gelangen. _
Lettland besitzt in Gestalt der Firma „Methyl“ in Riga ein größeres Holzverkohlungsuntemehmen, in dem vor allem Birkenholz verarbeitet wird. Gewonnen werden Holzkohle, Holzteer, Essigsäure, Methanol. Aceton, Äthylacetat u. a. Lösungsmittel für Lacke. Außerdem bestehen etwa 30 kleine Teerschwelereien in den verschiedensten Gegenden des Landes.
Auch in Estland arbeitet ein mittelgroßer industrieller Holzverkohlungsbetrieb. Es ist das Unternehmen „Eesti Destilat“ in Reval, das Holzkohle, Holzteer, Graukalk, Formaldehyd, Methanol, Methylacetat. Aceton und Birkenrindenteeröl herstellt. Außerdem wird Fuselöl auf Amylalkohol verarbeitet. Die Firma befaßt sich des weiteren mit der Raffination von Benzin und der Gewinnung von Kunstharzen. Ausgangsmaterial für die Holzverkohlung ist Birkenholz. Neben diesem größten Unternehmen bestehen noch 12 kleinere Einzelbetriebe auf dem estländischen Festlande und auf der Insel Ösel, die Kiefernholz verarbeiten.
Außerhalb der Grenzen des eigentlichen Ostlandes, in der früheren sowjetrussischen Provinz Leningrad, wurden einige der dort befindlichen Teerschwelereien in Betrieb genommen, deren Rohprodukte in einer nördlich von Luga befindlichen Anlage .weiterverarbeitet werden.
Generalgouvernement
Das ehemalige Polen verfügte über eine gut entwickelte Holzverkohlungsindustrie mit einigen großen Betrieben. Diese sind jedoch nach der neuen Grenzziehung an Ostpreußen gefallen, so daß die industrielle Holzverkohlung im Generalgouvernement nunmehr eine geringe Rolle spielt. Es sind aber hier etwa 20 sog. Bienenkorböfen in Betrieb, in denen Stockholz destilliert wird. Als Endprodukt ergeben sich dabei Kienteer und Holzkohle. Aus dem Kienteer werden u. a. Carbolineum und Pech gewonnen. Eine qualitativ wertvollere Holzkohle wird des weiteren in Meilereibetrieben aus Buchenholz erzeugt. Daneben findet eine Erzeugung von Schlempekohle statt. Auch im Generalgouvernement wird an der Weiterentwicklung der Holzverkohlung intensiv gearbeitet.
Ukraine
Von der Gesamtproduktion an Holz- und Harzdestillationsprodukten der UdSSR, entfielen im Jahre 1937 4.1% auf die Ukraine in der damaligen Abgrenzung. Mit der Verlagerung dieses Industriezweiges in waldreichere Gebiete sollte der Anteil der Ukraine jedoch bis 1942 auf 3,5% zurückgehen. Immerhin war auch für die Ukraine eine Produktionssteigerung vorgesehen. So hatten die Sowjets z. B. kurz vor Kriegsausbruch beschlossen, 300 neue Stockholzschwelanlagen zu errichten. Alle Anlagen, die von den Deutschen vorgefunden wurden, konnten, wenn auch mit größten Schwierigkeiten, in Gang gebracht werden. Besonders aussichtsreich für die Weiterentwicklung dieses Industriezweiges ist der Generalbezirk Wolhynien-Podolien.
Ungarn
Vor der Rückgliederung der Karpato-Ukraine verfügte Ungarn nur über eine unbedeutende Holzverkohlungsindustrie. Durch die neue Grenzziehung im Jahre 1938 erhielt dieser Produktionszweig einen starken Zuwachs durch drei karpatenländische Unternehmungen. Dies sind: Clotilde A.-G. für Chemische Industrie in Nagybocskó, Bantin’sche Chemische Fabriken A.-G. in Perecseny, Szoiyva Holzverkohlungs-Aktiengesellschaft in Szoiyva.
Der einzige von der Acetic Chemische Werke A.-G. unterhaltene Holzverkohlungsbetrieb im alten Staatsgebiet wurde damals stillgelegt. Die drei karpatenländischen Unternehmungen lieferten im Jahre 1940 im Monatsdurchschnitt 1.850 t Holzdestillationsprodukte. Die Anlagen waren aber schon damals im Ausbau begriffen, so daß die Erzeugung auf 2.500 t ansteigen sollte. Mittlerweile sind auch verschiedene Neugründungsprojekte bekanntgeworden, u. a. der Plan einer Holzdestillationsanlage in Nordsiebenbürgen unter staatlicher Beteiligung.
Ebenso wie in den übrigen Südost-Ländern Europas wird auch in Ungarn Meilerholzkohie gewonnen. 1941 betrug die Produktion 20.000 t, wovon 17.000 t auf Siebenbürgen entfielen. Trotz der gesteigerten Eigenerzeugung konnte der ungarische Bedarf bisher durch die einheimische Industrie nicht gedeckt werden, so daß noch eine Einfuhr stattfinden mußte. Sie ist allerdings stark zurückgegangen. So wurden an Holzkohle z B. 1939 rund 15.600 t, im Jahre darauf nur noch 2.400 t importiert. E.ne Einfuhr von Calciumacetat fand 1940 nicht mehr statt. Auch an Methanol und Holzteeröl wurden nur noch geringe Mengen aus dem Ausland bezogen. Da die Inlandsproduktion von Holzkohle 1940 auf rund 25.000 t geschätzt wurde, standen für den Verbrauch 27.000 bis 28.000 t zur Verfügung. Diese Menge soll aber nicht ausgereicht haben. Es ist nun das Bestreben der ungarischen Regierung, die Eigenproduktion so weit zu steigern, daß nicht nur der Inlandsbedarf restlos gedeckt werden kann, sondern daß auch noch bestimmte Mengen für den Auslandsabsatz übrigbleiben. Im Jahre 1940 wurden bereits ausgeführt: 1.200 t Methanol, Acetonöl usw., 3.100 t Calciumacetat, 400 t Aceton und 550 t Holzkohle.
Vor kurzem isi die Verwertungsgenossenschalt der Ungarischen Holzkohlenproduzenten gebildet worden, der auch die größten ungarischen forstwirtschaftlichen Unternehmungen und Sägewerke beigetreten sind. Dadurch ist die Möglichkeit einer generellen Regelung der gesamten ungarischen Holzkohlenproduktion gegeben. Besonders die Teilnahme der Sägewerke wird eine große Bedeutung haben, da durch diese die rationelle Ausnutzung des Abfallholzes als gesichert erscheint. Die Genossenschaft wurde mit einem Geschäftsanteilkapital von 100.000 P. gegründet und hat die Aufgabe, als Einhandorganisation den Holzkohlenverkehr des Landes zu besorgen und den schwarzen Markt schnell und sicher zu bekämpfen. Sie wird ferner die Produktion in bezug auf Qualität und Quantität kontrollieren und die Holzkohlenausfuhr neu organisieren.
Slowakei
Eine der tragenden Säulen des gesamten slowakischen Wirtschaftslebens ist die Holzwirtschaft. Unter den 12 holzexportierenden Ländern Europas nimmt dieser Staat den 5. Platz ein, und vom gesamten Export entfällt rund ein Drittel auf Holz und Holzprodukte.
Der Reichtum an Wäldern, besonders an Buchenwäldern, hat in der Slowakei schon vor längerer Zeit eine umfangreiche Gewinnung von Holzkohle entstehen lassen. Dieser Produktionszweig hat sich in neuerer Zeit, seitdem Holzkohle für den Antrieb von Motoren eingesetzt wird, stark entwickelt. Zur Erzeugung von Meilerholzkohle bestanden zu Beginn des Krieges etwa 30 Betriebe. Sie sind ausgebaut worden, während eine Reihe von von neuen Unternehmen entstand. Unter Beteiligung von deutschem Kapital erfolgte 1940 die Gründung einer Aktiengesellschaft, die rund 20 neue Fabriken zur mechanischen und chemischen Holzverarbeitu errichten sollte.
Inzwischen ist diese Ausbauprogramm noch weiter gefaßt worden. Die Erzeugung von Holzkohle wurde 1940 auf ungefähr 30.000 t geschätzt; sie dürfte sich inzwischen verdoppelt haben
10— 15% der Erzeugung dienen dem Inlandsverbrauch, während der gesamt übrige Rest ins Ausland geht, vor allem nach Deutschland einschließlich Protektorat und der Schweiz.
Die Holzverkohlungsindustrie war zu Kriegsbegin hauptsächlich durch zwei größere Unternehmen vertreten, nämlich: die Chemische Fabrik Smolenice, Josef Palffy mit Fabriken in Smolenice, Dobrá Voda und Hornie Oresany. und die Chemische Industrie Dr. Blasberg & Co., K.-G., in Hnusta-Likier. Sie stellen neben Holzkohle noch Holzteer, Essigsäure, Acetate, Aceton, Chloroform, Speziallösungsmittel, Methanol, Formaldehyd, Hexamethylentetramin usw. her, und haben jährlich etwa 200 000 fm Buchenholz verarbeitet. In den Kriegsjahren sind verschiedene Neugründungen hinzugetreten. Die Holzverkohlungsindustrie unterliegt in der Slowakei bestimmten Kontrollvorschriften, die von der Forst- und Holzzentrale ausgehen. Ein besonderes Holzforschungsinstiut befaßt sich u. a, mit der Ausarbeitung neuer wirtschaftlicher Produktionsverfahren.
Rumänien
Größte Zukunftsaussichten bieten sich der rumänischen Holzverkohlungsindustrie, die bisher trotz des großen Waldreichtums im Lande eine ziemlich unbedeutende Rolle spielte. Mit der Erzeugung von Holzdestillationsprodukten befassen sich in Rumänien nur zwei Unternehmen, die zusammen eine Jahresproduktion von etwa 1/2 Mill. RM aufbringen. Die größte Firma ist die Margina-Resita, Vereinigte Holzverkoblungs-Aktiengesellschalt (Margina-Resita Destillarriile de Lemn Unite S. A. Romána) in Temesvar. Sie arbeitet mit einem Aktienkapital von 75 Mill. Lei, verfügt über 3 Destillationsanlagen in Margina, Resita und Valea Minisului. Beschäftigt werden etwa 450 Arbeiter. Das Programm umfaßt Holzkohle, Methanol, Methylacetat, Calciumacetat, Aceton, Formaldehyd und verschiedene Lösungsmittel.
Das zweite Unternehmen, die Darmanesti, Holzdestillationsbetriebe (Darmanesti Distilerie de Lemn) in Darmanesti beschäftigt in ihrer Fabrik in Darmanesti etwa 70 Arbeiter und stellt u. a, Essigsäure, Methanol, Calciumacetat und Holzkohle her.
Insgesamt werden in Rumänien etwa 170.000 bis 200.000 t Buchenholz zu folgenden Produkten verarbeitet: 30.000—40.000 t Holzkohle, 2.000 t Methanol, 1.500 t Calciumacetat, 50 t Essigsäure, 150 t Formaldehyd, 1.000 bis 1.500 t Aceton und andere Derivate.
Ein Viertel bis ein Drittel der Holzkohleerzeugung sowie ein Teil der Acetonproduktion gelangten in normalen Zeiten regelmäßig zur Ausfuhr. Während des Krieges ging der Export jedoch im Zusammenhang mit der Zunahme des Eigenverbrauches, insbesondere von Seiten der chemischen und der metallurgischen Industrie, zurück. 1939 wurden nur 2.400 t Holzkohle ausgeführt; 1940 sogar nur noch 80 t, während im ersten Halbjahr 1941 die Ausfuhr wieder auf rund 1.500 t anzog.
Außer in den genannten 4 Fabriken wird Holzkohle noch auf primitive Art in Meilern hergestellt und unmittelbar an die Verbraucher verkauft.
Bulgarien
In Bulgarien spielt die Holzkohleerzeugung seit jeher eine große Rolle, und zwar sowohl für die Eisenverarbeitung als auch Heizzwecke. Für die am Schwarzen Meer lebende Bevölkerung bildet dieser Erwerbszweig sogar die Haupteinnahmequelle. Die wichtigsten Produktionsgegenden Bulgariens sind: Burgas, Sozopol, Kupria, Tschengensiskele und l Vassiliko. In der Umgegend von Jambol wird Eichenholzkohle erzeugt, die über Burgas zur Ausfuhr gelangt. Der Export hat sich in den letzten. stark aufwärts entwickelt und betrug 1940 rund 22.000 t. Ausschließlicher Abnehmer ist die Türkei.
Die Ausfuhr von Holzkohle unterliegt in Bulgarien der Kontrolle Die Exporteure gehören einem Pflichtverband an; die Preise sind vorgeschrieben.
Der Eigenbedarf des Landes an Holzkohle behef sich vor der Angliederung Mazedoniens, und Thraziens auf etwa 25 000 Jahrestonnen. Er ist nachher weiter angestiegen da in den neu hinzugekommenen Gebieten infolge von Raubbau an vielen Orten kein Wald mehr vorhanden ist und infolgedessen Mangel an Brennstoffen
Die industrielle Holzverkohlung ist in Bulgarien sehr wenig entwickelt. Sie erfolgt in vier kleineren Betrieben, die 1938 u a. 150 t Holzteer, 100 hl Methanol und 150 hl Essigsäure lieferten. Es bestehen allerdings Ausbaupläne, die u. a. die Verarbeitung von Buchenholz zum Gegenstand haben.
Griechenland
Eine Holzverkohlungsindustrie ist nicht vorhanden. Die Meilerverkohlung erbringt einen Holzkohlenertrag in der Größenordnung von 190.000 t jährlich.
Serbien
Die im früheren jugoslawischen Staat vorhanden gewesenen Holzverkohlungsunternehmen gehören heute zu Kroatien, so daß Serbien, abgesehen von der Holzkohlengewinnung in Meilern, über diesen Industriezweig bisher nicht verfügte. Nunmehr wird die erste serbische Holzverkohlungsanlage in der Nähe von Poscharewatz errichtet. Sie soll bereits im laufenden Jahr den Betrieb aufnehmen und 30 cbm Buchenholz täglich aus den in der Umgebung befindlichen großen Waldungen verarbeiten.
Das Produktionsprogramm umfaßt neben Holzkohle, Essigsäure, Methanol, Acetaten, Kreosot und anderen Destillationsprodukten auch noch Kunstharze.
Albanien
In den Wäldern Albaniens trennt die Bevölkerung, größtenteils für ihren eigenen Bedarf, von altersher Holzkohle, die auch in Mengen von etwa 4.000 Jahrestonnen zur Ausfuhr gelangt. Eine Holzverkohlungsindustrie besteht in Albanien nicht.
Kroatien
Rund ein Drittel des gesamten kroatischen Staatsterritoriums wird von Wäldern eingenommen. In bezug auf den Prozentsatz der Bewaldung steht das Land in Europa hinter Finnland, Schweden und der Sowjetunion an vierter Stelle. Am dichtesten ist der Waldbestand in Bosnien. Bisher war der Holzschlag allerdings ziemlich groß. Die Regierung ist bestrebt, eine rationellere Forstbewirtschaftung einzuführen und gleichzeitig die Erträge aus den Wäldern zu steigern. Es wird erwartet, daß infolge dieser Maßnahmen in Zukunft die Holzwirtschaft etwa zwei Drittel der gesamten Ausfuhr wird stellen können.
Kroatien hat vom früheren jugoslawischen Staat verschiedene Holzverkohlungsunternehmen übernommen; unter ihnen sind insbesondere zu nennen: S. H. Gutmann A.G. in Belišče und die Holzdestillations A.-G. in Agram, ferner eine Holzdestillationsanlage der Forstindustrie A.-G. in Belišče. Holzkohle wird weiter von der Nationalen Waldindustrie AG. in Agram gewonnen. Als Rohstoff dient vorwiegend Buchenholz.
Italien
Die industrielle Holzverkohlung nahm in Italien bisher nur einen bescheidenen Platz ein. Der weitaus größte Teil der Holzkohle, die von jeher in großem Umfange in Haushalten Verwendung findet, wird in Meilern gewonnen. Der Gesamtverbrauch für diese Zwecke in Friedenszeiten wird auf rund 11 Mill. t jährlich veranschlagt. Die Hauptstandorte der Erzeugung sind Toscana, Latium, Calabrien, Campanien, Umbria, Emilia, Sardinien und Abruzzen.
Für die Gewinnung von rund 500.000 t Holzkohle in Meilern wurden etwa 3 Mill. t Holz verbraucht, während bei Anwendung moderner Verkohlungsverfahren nur etwa 1,8 Mill. t Holz benötigt werden und außerdem noch Nebenprodukte verwertet werden können. Da die Deckung des im Kriege entstandenen zusätzlichen Bedarfs an Holzkohle, insbesondere für Treibzwecke, aus italienischen Wäldern bei Beibehaltung der Meilerverkohlung nicht gewährleistet ist, wurde im Jahre 1941 unter Beteiligung der Föderation der Agrarkonsortien eine Aktiengesellschaft für rationelle Holzkohleerzeugung gebildet, deren Zweck der Bau von Anlagen, die evtl. direkte Übernahme solcher Anlagen und die Pflege des Holzkohlenhandels ist. Dabei war vorgesehen, daß die industrielle Herstellung von Holzkohle sich nicht nur auf waldreiche Gegenden, sondern auch auf größere landwirtschaftliche Betriebe mit einem bedeutenderen Holzanfall erstrecken sollte.
Holzkohle wird in Italien seit Anfang 1941 bewirtschaftet.
Spanien
Spanien hat einen beträchtlichen Holzkohlenverbrauch, da auch in den größeren Städten auf Kohlenherden gekocht wird und die Verwendung von Gas begrenzt ist. Um 1930 belief sich die Erzeugung von Holzkohle auf etwa 350.000 Jahrestonnen; sie ging in der Folge aber stark zurück, da sich die aus dem Auslande eingeführte Ware billiger stellte als das einheimische Erzeugnis. Erst als im Jahire 1935 von der Regierung eine Kommission zum Schutze der einheimischen Holzkohlenindustrie geschaffen wurde, die insbesondere eine Drosselung der Einfuhr bewirkte, besserte sich die Lage dieses Produktionszweiges wieder.
Mittelpunkt der spanischen Holzkohlenindustrie ist die Provinz Estremadura, woselbst in mehr als 100 Dörfern über 25.000 Arbeiter beschäftigt werden. Aber auch die übrigen Waldgebiete, besonders im Norden, Westen und Süden des Landes, sind an der Erzeugung beteiligt. Meist handelt es sich um kleinere Betriebe, die abseits der Bahnstrecken gelegen sind. Hauptverbrauchsgebiet ist Katalonien.
Die industrielle Holzverkohlung war bis vor kurzem in Spanien nicht sehr stark verbreitet; sie hat aber jetzt einen neuen Aufschwung genommen. Im Jahre 1940 wurde nämlich die Erzeugung von Holzgasmotoren und -anlagen, sowie die Herstellung von Metallöfen zur Gewinnung von Holzkohle als nationalwichtig erklärt, da man auch in Spanien zwecks Einsparung von flüssigen Treibstoffen die Motoren auf Generatorantrieb umstellen will. Eine ganze Reihe von Industrieunternehmen haben daraufhin die Genehmigung zur Errichtung von Holz- verkohlungsanlagen erhalten. Zu den bedeutenderen dieser Firmen gehören die: Carbones e Industria Maderera, S. A., Barcelona, und die Carlos Hontanos Caģiģal, die in der Provinz Santander Eucalyptusholz verarbeiten will. Beide Unternehmen beabsichtigen, je etwa 1.600 t Holzkohle, 300 t Holzteer, 75 t Methanol und 290 t Essigsäure jährlich zu gewinnen.
Antworten