Zur Diskussion um die Düngung mit Steinkohle.
Der Oekonomie-Rath und Professor Georg Stumpf, der in Jena auch eine Privatschule für Verwalter von Rittergütern betrieb (Oekonomisch-kameralistisches Institut) hat 1792 im Allgemeinen Anzeiger eine Vorabdruck seines geplanten Lehrbuchs veröffentlicht. Im Kapitel über „Ungewöhnliche Dünger“ schreibt er sich die Priorität bei der Düngung mit Steinkohle zu, die er schon 1768 auf dem Mayerhof Lahna (vermutlich nicht Łyna in Polen, sondern Lány u Rakovníka, wo es tatsächlich Steinkohle gibt) eingeführt haben will.
Der evangelische Pfarrer Johann Friedrich Georg Hartmann Mayer, der dort von 1745 bis 1798 gelebt hat und als Gipsapostel bekannt war, behauptete 1787, daß dies auf Grund seiner Theorien geschehen sei, was von Stumpf empört zurückgewiesen wurde. Es entspann sich eine Kontroverse, in die sich auch andere Fachleute der Landwirtschaft eingeschaltet haben. Man argumentierte, daß die Düngung mit Steinkohle in England schon lange bekannt gewesen sei.
Stumpf ging, wie im Abschnitt Theorie zu sehen ist, davon aus, daß die Düngewirkung vom Schwefel (Vitriol), bzw. den Sulfaten in der Kohle komme, die ja auch im Gips enthalten sind, der damals in erheblichem Umfang zur Düngung genutzt wurde. Stumpf muß unter „Praxis“ einräumen, daß die Düngung mit pulverfein gemahlener Steinkohle auch in Arthur Youngs Annalen erwähnt wird. Arthur Young’s Annalen des Ackerbaues : und andrer nützlichen Künste sind auf Deutsch erst ab 1790 bei S. L. Crusius in Leipzig veröffentlicht worden.
Stumpf hat 1797 ein Buch mit dem Titel „Nachrichten und Bemerkungen über die Landwirtschaft Böhmens“ verfasst, in dem er ausführlich auf das Gut Lahna und die Düngung mit Steinkohle (Seite 72 bis 82) eingeht.
Allgemeiner Anzeiger, Spalte 208 Montags, den 30. Januar und Dienstags, den 31. Januar 1792, Nr. 26
Probestück eines Lehr- und Handbuches,
aus dem Artikel vom ungewöhnlichen Dünger
(S. Anzeiger Nr. 7. S. 54 – 1. B. d. J.)
Die Steinkohle, die weder in Beckmanns Compendium, noch in Benekendorfs oder anderen theoretischen Schriften vorkommt.
Da ich in der Ankündigung meines Lehr- und Handbuchs der gesummten Feld, und Hauswirtschaft eine Probe im Anzeiger zu geben versprochen habe so komme ich so bald als möglich, meines Versprechens mich zu entledigen. Es wird nicht nöthig seyn hier zu sagen wie ich die Lehre vom Dung ab, gehandelt genug, daß ich alle gewöhnliche und ungewöhnliche Düngungsarten in 11 Bogen angefuhret und systematisch behandelt habe.
Hier ist ein Beweis.
Die Steinkohle.
a) Geschichte
Im vierten Heft des Schubartischen ökonomischen Briefwechsels, Leipzig 1788 habe ich schon Seite 386 erzählet, daß ich im Jahre 1768 auf die Felder des Meyerhofs Lahna von 952 Nieder-Oesterreicher Metzen Aussaat, 3625 Fuhren Erde, 2290 Fuder Mist, 4000 Fuder Stein-Kohlen geführet habe, und die Veranlassung war folgende:
Der Vatcr meines Durchl. Fürsten ließ in den zum Guth Lahna gehörigen Waldungen nach Steinkohlen graben, die er in großen Quantitäten herausfördern ließ. Ich fand ungeheure Holden vom Dachschiefer dieser Steinkoblen an allen Orten ungenützt liegen, der Ober-Amtmann, der mir das Gut übergab, wußte noch nicht, daß man diesen Abfall von Steinkohlen benutzen könne, sonst würde er mir sie nicht unenrgeldlich und ohne Inventarium überlassen haben; ich fand die seltensten Pfiauzen und gar nicht mehr bekannte Baum-Abdrücke, nur daß sie zu bald in der Luft zerfielen und waren wie aller Dachschiefer aschgrau. Ich machte kleine Proben auf nassen und trockenen Wiesen. Der Versuch fiel so aus, daß mein Fürst alle Fremde, deren wenigstens 21 waren, worunter ausser den Wirtschaftsbeamten, Grafen, Baronen und Gubernialräthe, selbst der jetzt um Böhmen sich unsterblich verdient machende Oberste Burggraf und Graf von Rothemhan war, dahin fahren ließ. Auf naßen Wiesen stand weißer und rother Klee eine halbe Elle höher, als alles Gras neben an, wo sich auch kein Klee blicken ließ auf trocknen Wiesen rother Klee und Vogelwickcn welche so groß wuchsen daß der Fuß darin hängen blieb, und wenn sie hatten aufrecht stehen können wären fit jedem unter den Arm gegangen, da doch zuvor nur kleines Gras bestandig da stand. Dies ermunterte mich die, Sache ins Große zu treiben und verschiedene Versuche zu machen. Ich ließ auf Kleestücken oben Steinkohlen, unten Gips, und auf beyden Seiten nichts streuen.
In Steinkohlen stand, trotz 5 Wochen Dürre 1 1/2 Elle langer maststehender Klee, im Gyps etwas schlechter auf beyden Seiten kaum Schuhlang und mager.
Auf einem Felde ließ ich drey Beete mit Mistjauche, drey andere mit Kalch, wieder drey mit Kuhdung, mit Holzasche, mit Steinkohlenasche, mit dem Abfall oder Mehl der Steinkohlen und drey mit Gyps streuen.
Die drey Beete mit Gyps und Steinkohlen warm durchaus gleich, gegen die anderen Beete schwärzer und höher, nach dem Regen lagerten sich auch beyde.
Bey der so außerordentlichen Trockne war der Klee anderthalb Ellen, auch einige Stengel zwey Ellen hoch, ein Kleestock hatte 33 und mehrere Stengel, und als
ich das Feld zum Rocken umpflügen ließ, blieb dieser Klee ganz ungedüngt. Das Getraide nach dem Klee stand unbeschreiblich schön, und in jeder Aehre waren
10 und mehrere Körner, so daß ich auf Metze Aussaat dieses einmal umgepflügten und zuvor mit Steinkohlen gedüngten Kleestücks 11 Mandel 3 Garben, und jedes Mandel 2 N.D. Metzen Rocken schüttete, da das ganze Stück aus 48 Metzen Aussaat mir 122 Mandeln gab.
Der Herr Graf Lanjup und der Wirthschafts-Burggras Hr. lexander Stephan berichteten dies teils mündlich teils schriftlich an den Hrn. Pastor Mayer in Kupferzell, und dieser säumte nicht im Anhang zu der Bayreuther Zeitung No. 45. im Jahr 1787 folgendes bekannt zu machen.
Aus Hohenlohe, vom 27. März.
Ich habe vor vielen Jahren schon, darin Kreis lauf in der Natur durchaus bemerket wird, behauptet, daß immer ein Geschöpf das andere nähre, weil eins die Nahrungstheile des andern enthalte, daß daher auch der Stein zur Beförderung des Wachsthums aller Pflanzen dienen müße, ich habe darauf allerley Versuche
angestellt, und gefunden daß der Gyps außerordentlich aufs Gras, auf Klee, Schotten und andere Früchte wirke; so viele Widersprüche, wie jedes Neue dies mein Angeben Anfangs hatte, so viele tausend Beweise für die Richtigkeit desselben standen in wenig Jahren schon da, und tausend kommen alle Jahre noch hinzu, niemand kann sie jetzt noch bezweifeln oder umstoßen.
Mag man über dem Wie? grübeln, das verschlägt mir wohl nichts! – An vielen Gegenden findet man den Gyps nicht, darüber ist man verlegen. Unzuermüdende Freunde des Landmannes dachten aus meinen Angeben jeder Stein dünget, einer mehr, einer weniger!
Dann weiter: Mein großer Gönner, der Hochgebohrne Graf Carl von Lanjup, und dann mein sehr guter Freund, Herr Oekonomie-Director und Burggraf Alexander Stephan in Böhmen machten zu einer und eben derselben Zeit den Versuch mit Steinkohlen, die in Böhmen sehr häufig zu haben sinh, und fanden, daß diese um ein« mehr als der Gyps düngten. Ich
will dies ökonomisches Düngmittel dem Publiko in diesem Frühling also noch zeitig genug hiemit bekannt machen, und bitten, Heuer noch Versuche damit anzustellen. Rohe Steinkohlen zermalmt, etwa 4, 5, 8, 10 Hand voll auf eine Quadrat-Klafter Feld aufgeftreuet, oder auch soviel Steinkohlenasche, dann die Pechkohle brennet zu Asche, dazu genommen, werden die Wirkung thun, und der Beweis der Güte meines Vorschlags werden.
Hat man nun diesen, so bitte ich, ihn in den Zeitungen ,um Besten der Landleute bekannt zu machen.
J. Fr. Mayer,
Pfarrer zu Kupferzell.
Aus diesem siehet man, daß sich der so verdiente Hr. Pfarrer diese Erfindung zueignen wollte, es wurde aber sowohl der Prager Ober-Postamts-Zeitung als in den Prager interessanten Nachrichten unter Nr. 20, den 12. May von einem meiner Gönner dem Kaiserl. Hofrath von Hermann widersprochen.
„Der in dem Anhang zu No. 45. der Bayreuther Zeitung enthaltene Artikel von dem Nutzen der Steinkohlen zu Düngung der Felder, und von der Anwendung dieses Mittels in Böhmen veranlaßt nachstellend Berichtigung.“
„So unwidersprechlich der Vortheil ist, welchen die Düngung der Felder mit Steinkohlen hervorbringet, so wenig ist dieses vortreffiche Mittel bishero in Böhmen unbekannt geblieben. Schon lange erkannte man hier Landes den Nutzen dieser Düngunqsart, und wie man sicher weiß, war der Hochfürstl. Fürstenbegische Hr. Oekonomie Rath Stumpf, der Mann, welcher, den Gebrauch dieses vortrefflichen Düngungsmittels mehreren Landwirhen in Böhmen, ja selbst dem Grafl. Rothenhahnischen Wirtschaftsburggrafen Hrn. Stephan angerathen und mit dem glücklichsten Erfolg selbst versuchet hat. Man glaubt, der verdienstvolle Hr. Verfasser der in dem obenwähnten Anhange zur Bayreuther Zeitung eingeschalteten Schreiben aus Hohenlohe werde die Billigkeit nicht verkennen, daß einem jeglichen die Ehre zu Theil werde, die ihm gebühret, und es der öffentlichen Dankbarkeits-Pflicht zuschreiben, die man dem obenbenannten Hochfürstl. Furstenbergischen Hrn. Oekonomie Rath Stumpf dadurch zollt, daß man das Publikum von seinem auch in diesem Fache sich erworbenen Verdienste benachrichtiget.
Wie kann nun Hr. Com. Rath Riem, der mich von neuem anfängt zu beleidigen, so dreuste seyn, und in Arthur Youngs Annalen des Ackerbaues 1. B. Leipzig 1792 in der Note zu den Englische» Steinkohlen Seite 169 schreiben: Auch Hr. Oekon. (Man weis nicht, solls Oekonom oder was anderes heißen) Stumpf lehret diese lehret diese Steinkohledüngung und will sie längst von Mayern beschrieben haben.
Wäre Hr. Com. Riem nicht zur genüge bekannt, so würde ich ihn hier öffentlich eklatante Antwort zu geben, auffordern, ob ich nicht in seinem Monatsschrift 1786 Seite 232 und 235 also 1 Jahr noch vor Mayern der Steinkohlen Erwähnung gethan.
Doch ich habe beyden lebenden Hrn. Grafen Lanjup und Hrn. Burggrafen Alexander Stephan selbst zu Gewährsmännern. Letzter erschien it seiner Antwort im Anhang zu No. 57 er Bayreuther Zeitung 1787 wie folgt.
In Dero Zeitungsblatt No. 45 las ich die Nachricht des verehrlichen Hrn. Pfarrer Mayer über die Vortrefflichkeit der Steinkohledüngung auf Klee.
Mein so hochgeschätzter Freund hat sich das nützliche von meiner Erzählung, nämlich daß die Steinkohlen den Klee noch um eins so gut als der Gyps düngen“ recht wohl gemerkt, nicht aber das fürs auswärtige Publikum freylich gleichgültige übrige. Weil aber die Nachricht aus diesem Grunde in Beziehung auf einige unsrer inländischen Wirtschafter ihres Zweckes verfehlen könnte, so wird mir erlaubt sein, mehr ins Detail zu gehen und einige bestgemeinte Anmerkungen anzuführen.
Zuerst berichtige den Umstand: Ich habe, wie ich überall sage, den Versuch nicht selbst gemacht, wohl aber auf der Fürst von Fürstenberg. Herrschaft zu Lahna bei dem Hrn. Oekonomie Direktor Stumpf gesehen. Hier stand in den rohen aufgestreuten Steinkohlen trotz 5 Wochen Dürre verwichenen Sommer 1 1/2 Elle langer frecher Klee, weiter fort im Gyps nicht viel geringerer, und gleich neben beyden, endlangs wo kein Gyps und keine Steinkohle lag, wie abgeschnürt kaum schuhlang und mager. Ich habe allen Fleißes darin gesucht, um mich zu überzeugen. Auch waren die ersten zwei Plätze dunkelgrün, der letztere nicht. Glanzkohlen sinds gewesen, dicht (das erstemal) und schon im Winter gestreut. Ob andere Steinkohlen die Alaun und Vitriol in melklichen Menge enthalten das nämliche wirken steht zu erwarten. Ich hoffe groß darauf, denn auch Gyps ist mit Vitriolsäure gesättiget. – Steinkohlen durch die sich, wie oft geschiehet, ein eisenrostig Wasser zieht, ob die ohne einen gegenwirkenden Zusatz, nach Klee unter die Erde gebracht, nicht schädlich werden könnten, will ich nicht behaupten.
Alexander Stephan.
b) Theorie
Auf alle Fälle haben die Steinkohlen die fruchtbarmachenden Eigenschaften der Vitriolsäure, und wirken daher in dem kalkartigen kalten Boden desto kräftiger, weil sie eine Art des Gypses erzeugen. Sie die Theorie des Gypses.
Sie sind zweyerley Glanzkohlen, die sich in Asche verwandeln und Schieferkohlen, die eine Schlacke zurücklassen.
c) Beweise.
Popowitsch in den churpfälzischen Bemerkungen, 2ten Bandes 2ter Theil, Mannheim 1770 Seite 222 schreibt: Die Oesterreicher verthun eine andere Gabe der Natur unter Görweig. Sie brechen in einem unebenen Thale an der Donau glänzende Pechkohlen, wie auch glanzlose Schieferkohlen in mächtigen Schichten, welche durch sechs unweit von einander getriebene Stollen gefördert und^u Wasser nach Wien geführet werden. Man hat zwar noch keine Ursacheb mit diesen, Schafze räthlich umzugehen, der übersetzte Preis der Waare und die Vorurtheile des Volkes stehen der stärkern Abnahme noch entgegen.
Allein man soll den klügeren Nachkommen das Erbguth nicht schmälern vielweniger verschwenden. Die gleisende Art scheint wegen ihrer Leichtigkeit und des reinen Anbruchs halber mit weniger oder gar keiner Erde vermenget und eher ein Bergpech oder weicher Gagat als eine wahre Steinkohle zu seyn.
Wenn man ein Stückchen an das Licht hält, so brennt es mit heller Flamme, und giebt einen eben nicht widerwärtige» Gargatdampf von sich. Ich habe keine weiterem Versuch damit angestellt. Zwischen beyden jetzt angezeigten Bergarten liegt in größerer Menge eine schwarze Schiefererde welche sonder Zweifel auch mit einem Bergfette oder Harz, allein nicht so reichlich, durchdrungen ist, daß sie gleich, den Schieferkohlen brennlich wäre. Vond dieser Erde werden hügelhohe Holden vor den Wasserstollen an das Ufer der Donau gestürzt, und dem Strome preisgegeben. Hiedurch geht nach meiner Einsicht ein doppeltes Euch verlohren, Weil die Hitze der Steinkohlen zumahl der glänzenden Gattung ohne das durch den tauben Leim (im Brandenburgischen gilt der Wispel oder 2 Berliner Scheffel Steinkohlen 10 rthl. So werden sie nach Halle geführt und D. Bahrde brennt sie nicht wohlfeiler, wei ich in diesen Weihnachstferien erfahren habe, wo ich mit meinen jungen Cameralisten war. Der ärmere Theil kauft daher den Steinkohlenstaub das Scheffel zu . gal. vermischt ihn mit Leimen und macht Kugeln oder 4eckige Steine daraus, und brennt ihn, wenn die Masse trocken ist) gedämpft werden muß, so würde gedachte schwarze weggeworfene Erde den tüchtigsten Zusatz abgeben. Man könnte anstatt eines Thcils von Leimen noch einmal soviel von dieser schwarzen Erde und weniger Steinkohlen nehmen.
Das übrige würde gewißlich auf die Aecker einen guten Dung abgeben, weil diese Schollen, auf der Luft und Nässe zerfallen, auch das beywohnende saure Bestandwesen nicht nur die Kraft hat, das Feld zu lockern, sondern auch die Salze aus der Luft anzuziehen.
Die Donau verschaffet die Gemächlichkeit diesen Dung mit geringer Auslage weiter zu verführen.
2. Home machte verschiedene Versuche. Unter anderem that er den 2. May 1755 in einen Topf mit Erde eine halbe Unze Vitriolweinstein. Den 11. May kam eine Pflanze hervor, den 21sten waren die Pflanzen 3 Zoll lang und am 1. Juni hatten sie 5 Zoll Höhe und waren fast von gleicher Farbe. Den 15. August hatte der Topf 29 Ähren. In der Anmerkung zu diesem Versuch schreibt Home: Vitriolweinstein (welcher eine Zusammensetzung on Vitriolsäure und eines laugenhaften Salzes ist) scheint das Wachstum der Pflanzen gar sehr zu befördern. Ein gewisser Herr wollte gern das in seinem Hof stark überhand nehmende Gras vertilgen und ließ es daher mit Vitriol besprengen, weil dieses der größte Feind allen Pflanzenwachstums ist, allein zu seinem Erstaunen fieng das Gras an stärker zu wachsen, als es vorher gethan hatte. Somit Home. Also alaunartige Steinkohlen schaden dem Kleebau nicht, welches bey den obigen Gutachten des Burggrafen Alexander Stephan anzufügen wäre.
3. Krämer in seinen ökonomischen Etwas, Seite 92, sagt: Fast das ganze Herzogthum Zweibrücken ist obgleich nicht so reichlich wie das Fürstenthum Saarbrücken mit Steinkohlen-Flözen versehen, aber niemand hat wahrnehmen wollen, daß die Dachschiefer der Steinkohlen und zwar diejenigen, welche die Kohlen am nächsten berühren, die allervortrefflicheste absorbierende Erdart ist und daher zu Erwärmung, Auflösung und Fruchtbarmachung eines kalten Bodens, ein zwischen Mistdüngung auf allen Feldern, Weinbergen und Wiesen disselbigen Dienst wie der Kalk, die Asche und der Gyps zu leisten vermag, und gleichwohl bisher garnicht geachtet, sondern vernachlässigt, in aufgehäuften Holden zum Schaden des Feldbauern liegen gelassen und mit Füßen getreten werden. Nur die Halleneinzer Bergarbeiter, die den Versuch gemacht und mit gutem Erfolge aus dem Steinkohlen Dachschiefer Kalk gebrannt, beweisen die Wahrheit meines hier aus Liebe entdeckten Geheimnisses, und ich will nicht zweifeln, man werde den Versuch auf eine zweckmäßige Art machen und dann den Vortheil, den ich ganz gewiss zusichern kann, erreichen.
4. Hr Baron von Kuebel in Wien lies rohe Steinkohlen wie Gips mahlen und saete zehenmal soviel, als Korn Aussaat ist, dieses Mehls auf Wiesen und es trieb hohes Gras. Aber ihre Schweflesäure zerstört die Pflanzen? Sie zerstörte sie nicht. Es giebt sogar Steinkohlen, die die Schmiede brauchen können, die wenig oder gar keine Schwefelsäure enthalten.
5. Die Engländer brauchen zur Düngung die Steinkohlen. In Youngs Annalen 1. Bank Seite 169 heißt es: die Substanzen, derer wir uns bedienten, waren folgende: Schweinemist, Menschenkoth, Schaafmist, Holzasche, gepulverte Steinkohle (coal), Steinkohlenasche, Küchensalz etc.
6. In dem zweiten Theil einer Nachrichten und Bemerkungen über die Landwirthschaft Böhmens Seite 43 wo ein Gräft. Rothenhanischer Beamter die Feld- und Hauswirtschaft beurtheilt, kommt verschiedenes hierher gehöriges vor. Z.B. in Bilin wird alles Steinkohlengebrösig verbrannt, und die Asche kaufen sich die Bauern in großen Wägen als Dung weg.
Hierauf antwortete der jetzige Oberste Burggraf zu Prag. „Solche Asche ist in dem Lobkovitzschen und Brünnschen in der Menge zu haben. Steinkohlen sind auch da, es sind also Proben im Grase zu machen“
7. Auf der Herrschaft Kornhaus und Guth Lauschetin, welche beyde dem Fürsten Schwarzenberg zugehören, waren nicht nur Steinkohlen, sondern auch Bergpeck. Es wurden auf meine Veranlassung an allen Orten auf Klee die kleingestoßenen Steinkohlen gebracht und ganz sicher die Kleevermehrung dadurch bewirkt.
d) Praxis
Deswegen wurde folgendes in den Schwarzenbergischen Hof- und Adress-Kalender eingerück. Der Kleeacker wird im Frühjahr mit Strichen (8 1/2 Dresdener Scheffeln) klein gemahlenen Steinkohlen gedüngt.
Hr. Riem schreibt in der schon angeführten Note zu Youngs Annalen: Sowohl mit dem Abfall aus Steinkohlen, welchen man so klein als Gyps mahlt, düngt man viele Jahre hier in Sachsen, und eben so auch mit Steinkohlenasche, mit beyden auf Kleefleder und auf Wiesen, welche man im November oder längstens im Anfange des Märzmonats damit bestreuet, und zwar da, wo man einen Scheffel Rocken säen würdet, streut man 2 Scheffel Steinkohlenpulver (ist viel zu wenig) oder 4 Scheffel Steinkohlenasche hin.
Meine Meynung. Vor Winter muß der Steinkohlenstaub gestreuet werden. Geschieht dies nicht, und fällt ein regenloses Jahr ein, so schadet es für diesmal. Es muß soviel ausgesteuet werden, daß das ganze Feld Messerrücken dick bedeckt und ganz schwarz aussiehet.
c) Einwendungen
Hr. von Born in Wien hielt die Steinkohlendüngung für schädlich. Er meint, wenn das Phlogiston aus den Steinkohlcn entflieht, werden die Eisentheile los und zerstören die Ernten.
Antw. Nur sehr spät geschiehet dies und wird zum Theil durch das mastwachsende hohe Gras so verhindert daß gewöhnlich nach einem Jahr das Phlogision erst weg ist. Da nun der Kleeackcr schon im August umgepflügt wird die Wiesen entweder durch Wässenung auch sogar starken Regen ferner durch Anführung von Schlamm und Dung erneuert
werden, so schaden die Eisentheile zumal in so geringer Quantität nicht wie ich beym Gypse weitläuftiger bewiesen.
Hr. Schubart von Kleefeld schrieb mir, daß da, wo die Steinkohlen wirkten, die Felder anßerordeneUch schlecht seyn müßten weil dem Hrn. Oberamtmann Holzhauser die Steinkohlen- Düngung versaget habe. Er rathe mir daher von dieser Art Düngunq freundschaftlich ab.
Ant. Schlecht dürfen die Felder mcht seyn denn
1) kalte Felder sind nicht gleich schlechte Felder, 2) müssen die Steinkohlen zwischen zwei Mistdüngiungen kommen. Warum die Gröbziger Felder versagten, ist die Ursache, weil alle 6 Jahre einmal wegen der Menge der Felder gedüngt wird auch 3) nicht kalkartig sondern Rieseln und Brandflecken in Menge enthalten, woe die Steinkohle und Steinkohleasche schlechterdings nicht hintaugt.
Georg Stumpf
Rath und Professor zu Jena
Spalte 373
Literarischer Versuch.
Alle ökonomische Journale sind nach einer sehr kurzen Lebensdauer zu Grabe gegangen. In neuerer Zeit traf dieses Loos: Lowe und Riems physikalische Monatsschrift, Leonardi Stadt- und Landwirthschaftskunde, Annalen der Oekonomie, Munds Landwirthschaftliches Magazin. Ich bin schon lange mit den Gedanken umgegangen, eine Monatsschrift unter dem Titel Der Pachter und Verwalter in Deutschland herauszugeben, wenn ich Versicherung erhielt, daß es hinlänglichen Abgang fände.
In jedem Monat würde ein Stück von 4 Bogen mit einem farbigien Umschlag brochirt «ercheinen, worin
l. alle sich öfnende Pachtungen, mit dem zu wissen nöthigen angezeiget,
2. Verwalterdienste suchende Personen angegeben,
3. in jedem Stück eine den Gutsbesitzer, so wie den Pachter und Verwalter gleich viel interessirende Abhandlung geliefert würde.
Der ganze Jahrgang aus Bänden soll nicht mehr als einen Laubthaler kosten, der bey der Ausgabe des ersten Stücks gezahlt wird.
Sollte dieses Unternehmen Beyfall finden, so bittet man sich in portofreyen Briefen an den Anzeiger oder an mich zu wenden der in Verbindung größten Oekonomen Deutschlandes alsdann dieses Werk anfieng.
Jena, den 15ten Febr. 1792.
Georg Stumpf,
Oek. Rath und Prof,
183 – 184 Donnerstags, den 26. Januar 1792. Nr. 22
Anfrage und Bitte.
Weil schon einige junge Männer aus meinem ökonomisch-kameralistischen Institut bev angesehenen Hohen Herrschaften die Stelle als Verwalter rühmlich begleiten, so kann ich wieder zwey der gleichen die bey mir die theoretischen Grundsätze, praktische Oekonomie, Polizey und Finanz- auch Forstwissenschaft gehöret, ferner Mathematik, Physik, vorzüglich Feldmessen, profitirt haben, auf Ostern aber unsere Akademie verlassen, und sich in der praktischen Landwirlhschaft üben wollen, denjenigen Ritterguthsbesitzern empfehlen, die lieber mit gesitteten gelehrten jungen Männern thun haben wollen als mit empirisch gelernten Verwaltern, die nicht korrekt schreiben. und keine Rechnung formiren können.
Ferner ersuche ich diejenigen resp. Herren die mich beim Verkauf und Verpachtung Ihrer Rittergüther Ihres Zutrauens gewürdiget haben und noch würdigen mir genauere*) Anschläge zu schicken damit das Hin- und Herschreiben ersparet,
und sie geschwinder zum Zwecke kommen.
Jena, den l6ten Januar 1792.
Georg Stumpf
Oelonomie Rath und Professor
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