Der Wunsch nach Steigerung des Verbrauchs heimischer Brennstoffe um Betriebe von Motoren hat sich in len letzten Jahren auch in der Schiffahrt sehr bemerkbar ge macht. W ir haben an dieser Stelle schon wiederholt darüber berichtet. Gegenwärtig wird nun ein aus der Kohle erzeugtes Gas, das im wesentlichen aus Methan-, W asserstoff- und Kolilenoxydverbindungen besteht, mit Erfolg zum Antrieb von Schiffsmotoren verwendet. Die einschlägige deutsche Motorenbau-Industrie hat an der hier begonnenen Entwicklung lebhaften Anteil. So wurden allein von einer Deutzer Firma bereits etwa 10.000 PS solcher Anlagen geliefert.
Es handelte sich bisher meist um den Bau von Schleppern die einen billigen Dauerbetrieb verlangen. Die Entwicklung dieser Anlagen ist nunmehr einen großen Schritt weitergegangen indem sich der Gasmotorenantrieb auch bei Fährschiffen mit Fahrgastverkehr durchzusetzen vermochte bei denen im Betriebe eine Vielzahl stets wechselnder Belastungsverhältnisse auftreten. Bei diesen Fahrzeugen muß natürlich die Betriebssicherheit auf einer sehr hohen Stufe stehen. Ein solches 100 Personen fassendes neues Fährschiff ist kürzlich im Hamburger Hafen eingesetzt worden. Ein zweites noch größeres Fahr zeug soll demnächst den Verkehr zwischen Brunsbüttelkoog und Cuxhaven aui der Unterelbe vermitteln.
Die Ende Mai 1938 erfolgte Probefahrt des auf der Werft August Pahl in Hamburg-Finkenwärder erbauten Hamburger Fährschiffes Lühe hat eindeutig vor Augen geführt daß Schwierigkeiten in der Beherrschung der Schiffsmanöver in keiner Weise vorhanden waren. Es war erstaunlich wie schnell und exakt die Manöver mit dem Gasmotor ausgeführt und mit welcher Elastizität der Gas erzeuger allen Belastungsschwankungen nachkommen konnte.
Jahrelange Untersuchungen haben erwiesen, daß die wortvollen Kohlesorten viel zu schade sind verbrannt zu werden, da sie außer anderen wertvollen Produkten auch noch Oele enthalten die für andere Zwecke viel besser zu verwenden sind. Die bei der Umwandlung entstehenden Schwelkokse hingegen sind gerade für den Gasbetrieb ganz hervorragend geeignet. Damit ist auch die Verwertung dieser Rückstände im Interesse der Erfüllung des Vierjahresplanes eindeutig und klar gekennzeichnet.
Das neue Hamburger Fährschiff Lühe hat eine Länge von 26 m eine Breite von 670 m und einen Tiefgang von
2,80 m. Es besitzt ein durchgehendes Hauptdeck das zum größten Teil durch versenkbare Fenster abgeschlossen
werden kann. Auf dem vollständig freien Oberdeck steht auf dem Vorderschiff das Ruderhaus. Die Schiffslinie
zeigt daß durch den Einbau des Gasantriebes die äußere Schiffsform in keiner Weise beeinflußt wurde.
Die Maschinenanlage bestehend aus dem Deutz-Drehrost-Gaserzeuger und einem 250 PS Gasmotor ist gut und bordgerecht untergebracht. Die für den Gaserzeuger charakteristische Beschickungseinrichtung befindet sich im Vorschiff. Sie besteht aus einem automatisch gesteuerten Becherwerk das auf einen Fülltrichter arbeitet und den Generator mit frischem Brennstoff beschickt. Der Drehrost des Generators hat elektrischen Antrieb. Das aus dem Generator austretende Gas hat eine Temperatur von etwa 35 °C. Auf dem Wege zum Motor passiert es zunächst den Staubabscheider dann die verschiedenen Ktlhlvorlagen um
endlich vollkommen rein und bis auf 20 °C abgekühlt in dem Motor Arbeit zu verrichten. Alle Vorgänge in der Anlage sind automatisch geregelt. Der einwandfreie Gas betrieb fordert eine genaue Regelung des im Motor zur Verbrennung kommenden Gas-Luftgemisches. Deutz hat hierfür eine neue Stelzensteuerung gebaut die auf den Hub des Einlaßventils arbeitet. Letzteres wurde als Doppelsitzventil ausgestaltct und steuert die getrennt einmündenden Luft- und Gaskanäle. Das Verändern der Fahrstufen an der Maschine erfolgt durch einen Regler der an die Manövrierorgane direkt angeschlossen ist. Betätigt wird das Ganze durch einen Servomotor.
Zur Erzeugung der nötigen Energie ist ein Wellengenerator von 13 Kw und 115 V Spannung vorgesehen.
>Zur Erzeugun der für den Motor nötigen Anlaßluft von 30 atü sind zwei Hilfskompressoren vorhanden.
Die ganze Anlage zeigt uns eine Schiffsgasanlage von folgerichtigem und apparaturenlogischem Aufbau
aller Einzelapparaturen
>Bruno Müller.
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